Wie ich meine Fotoreisen in 8 Schritten vorbereite

Wie ich meine Fotoreisen in 8 Schritten vorbereite

Fast jeder plant seine Reisen: Kataloge vom Reiseland werden gewälzt, das Internet befragt, Hotels ausgesucht, Sehenswürdigkeiten bewertet und ausgewählt. Eine Fotoreise aber ist anders. Zunächst steht das Reiseland fest und dann beginnt die anspruchsvolle Planung. Wie so etwas bei mir aussieht, zeige ich dir hier.

Zuallererst

Seit langem sammle Fotospots. Die Spots finde ich über Artikel, Empfehlungen, Zeitschriften, Facebook, Instagram und so weiter. Dazu habe ich mir vor langer Zeit in Google Maps eine Karte angelegt, die ich Fotospots genannt habe. In diese Karte, die den ganzen Globus umspannt, pinne ich Orte oder nur GPS Daten von Orten, die ich vielleicht irgendwann besuchen und fotografieren möchte.

Google Maps
Meine Karte Fotospots bei Google Map
Ausschnitt Google Maps
Details des Pin “Stabkirche Lom” (Google Maps)


Die Pins benenne ich mit “Länderkürzel, Ort” – also sowas wie “DK, Rømø”, dann benutze ich das Inhalte-Fenster für Links, Beschreibung, Tipps, Öffnungszeiten oder was auch immer. Meine Pins sind rot. Habe ich den Ort besucht, ändere ich die Farbe des Pins zu gelb oder schwarz, wobei gelb “erledigt” und schwarz “nochmal besuchen” bedeutet.

Wohin?

Irgendwann entwickelt sich die Idee zu einem Reiseziel. Manchmal sind es auch mehrere gleichzeitig, wobei ich dann irgendwann entscheide, wo es tatsächlich hingehen soll. Die Pins in meiner Google Map sind mir dabei sehr hilfreich.
Die Planung einer Fotoreise geht bei mir in 8 Schritten vor, dabei beginne ich natürlich mit dem Ziel – ein Land, eine Stadt oder eine Gegend.
Steht das Ziel fest, folgen die nächsten Schritte – Flugreise oder mit dem eigenen Auto? Vor Ort anmieten und Rundreise? Damit sind wir beim nächsten Punkt, dem

Wie?

Abhängig von der Verteilung der Fotospots in der geplanten Reise entscheide ich das Wie. Liegen die Spots ca. eine Stunde Fahrzeit von einem Zentrum aus gesehen, wähle ich wahrscheinlich eine feste Homebase im Mittelpunkt, um von dort aus die Spots aufzusuchen. So war es bei meinen Lofotenreisen. Ich hatte eine Ferienwohnung (AirBnB) und einen Mietwagen.
Liegen die Spots allerdings zu weit auseinander, wird es meistens eine Rundreise. Dabei gibt es zwei Varianten: Leihwagen und Unterkünfte-Hopping oder Leih-Camper, dann habe ich die Unterkunft dabei. In Island habe ich die Variante “Leihwagen und Unterkünfte-Hopping” praktiziert, Portugal habe ich mit einem Leih-Camper von Lissabon aus bereist. Beides hat Vor- und Nachteile.

Leihwagen in Island
Island, Stokksnes
Leihcamper in Portugal
Portugal mit dem Kastenwagen

Bei Städtereisen wähle ich allerdings immer Flug + Hotel oder AirBnB sowie den örtlichen ÖPNV, wie zuletzt in Paris. Für den ÖPNV nutze ich immer die App Moovit. Die Links zu den AppStores findest du auf deren Website unten rechts. Die App funktioniert im ÖPNV fast überall.

Natürlich funktionert eine Fotoreise auch, wenn du mit eigenem Fahrzeug an- und weiterreisen kannst … bei der Wahl der Unterkunft wähle ich entsprechend nach der Lage der Spots.

Welche Jahreszeit?

Grundsätzlich vermeide ich es, in der Hauptsaison zu reisen. Alles ist überfüllt, die Preise für Tickets, Fahrzeuge und Unterkünfte sind höher. Auch hat für mich die Nebensaison mehr Reiz, weil die Natur im Umbruch ist – im Herbst die leuchtenden Farben der Bäume und Büsche, im Frühling das zarte Grün überall. Der Winter hat auch seine schönen Seiten, ich muss allerdings gestehen, dass ich den weiß-monotonen Landschaften nicht unbedingt etwas abgewinnen kann. Außerdem ist es mir dann zu kalt. Aber wer weiß, vielleicht mache ich irgendwann einmal eine Schneewinter-Reise?

Rakotzbrücke
Rakotzbrücke

Wie lange?

Die tatsächliche Reisedauer ist etwas, das jeder für sich selbst entscheiden muss.
Für mich haben sich 14 Reisetage zum Standard entwickelt. Das ist die Zeitspanne, in der mein Mann bereit ist, auf mich zu verzichten und stattdessen mit mir am Abend oder erst in der Nacht zu telefonieren. Das hört sich vielleicht etwas oldschool an, ich empfinde das aber nicht so. In einer Partnerschaft gibt und nimmt man – gegenseitig. Er möchte nicht reisen, aber ich. Wir haben unser Abkommen und kommen damit prima zurecht. Aber jeder Jeck ist anders.

Dieser Zeitrahmen – 14 Tage – möchte nun gefüllt werden. Mit möglichst viel Zeit zum Fotografieren im besten Licht, aber natürlich auch mit Zeit für Kunst, Kultur, Land und Leute. Denn auch eine Fotoreise ist eine Reise, und für mich gehört das Kennenlernen des Reiselandes und der Kultur mit dazu.

Detailplanung

Für die Detailplanung sind einige Parameter des jeweiligen Spots wichtig: Fotografiere ich Sonnenauf- oder Sonnenuntergang? Bei Sonne oder besser bei Nebel? Diese Fragen sind für die Bildgestaltung wichtig und vom Motiv abhängig. Der schönste Sonnenuntergang nutzt nichts, wenn dabei der Spot in einem Tal liegt. Und das Tal kein Licht erreicht.

Lofoten
Lofoten, nahe Tangstad

Für diese Details nutze ich verschiedene Apps, meist Sun Surveyor, welche es auch in einer kostenlosen (light) Version gibt. The Photographers Emphasis (TPE) macht ähnliches und hat eine gute, kostenlose WebApp. Allerdings muss man sich neuerdings ein Benutzerkonto anlegen, bevor die WebApp verwendet werden kann. Die Android Version von TPE soll noch nicht den ganzen Umfang der iOS Variante haben.

All diese Apps zeigen mir die Lichtverhältnisse am Spot zu den verschiedenen Uhrzeiten. Und das schon, während ich zu Hause für die Zukunft plane. Zusätzlich kann ich auch feststellen, ob an dem geplanten Morgen/Abend vielleicht der Mond am Himmel steht – und wo. Ist es vielleicht eine dunkle Sternennacht ohne Mond? Ist die Milchstraße an meinem gewählten Standort mit im Bild? Wird es vielleicht Polarlichter geben? Für Polarlicht-Vorhersagen nutze ich die Apps Auroa und Nordlichtmelder für Android, das allerdings erst vor Ort.

Fotoreise in 8 Schritten vorbereiten
Screenshot der App Sun Surveyor

Weiter sind dann die Witterungsverhältnisse Bestandteil meiner Planung. Ich kann natürlich nicht herausfinden, wie in zwei Monaten das Wetter an dem Spot sein wird, aber ich kann anhand von statistischen Klimawerten vorab ermitteln, ob ich die dicke Jacke mit Mütze und Schal benötige, oder eben nicht. Das ist wichtig für meine Packliste.

Wenn der Spot am Meer liegt, sind die Gezeiten natürlich ein Faktor, der auf keinen Fall vernachlässigt werden darf. Für die eigene Sicherheit, aber auch für die Bildgestaltung sind die Zeiten von Ebbe und Flut wichtig. Ich nutze am PC die Seite Gezeitenfisch.com, am Handy die entsprechende App Nautide für Android oder iOS. Gezeitenfisch versorgt eigentlich die Angler mit Wetter- und Gezeitendaten, aber auch wir Landschaftsfotografen profitieren davon.

SPO
SPO bei Ebbe

Wie erreiche ich den Spot und wie verlasse ich ihn wieder? Das muss ich auch im Voraus planen, vor allem, wie lange es dauert, bis ich von meiner Unterkunft oder vom vorherigen Spot dort ankomme. Muss ich dann vielleicht noch weiter wandern? Es gibt fast nichts, was ärgerlicher ist, als den geplanten Zeitpunkt zu verpassen, weil du dich bei der Anfahrt verschätzt hast. Plane immer 1/2 Stunde für unvorhergesehenes ein. Und wenn du die Zeit auch nur nutzt, um den Tank zu füllen.

Aber auch das Verlassen des Spots sollte geplant werden. Wenn du den Sonnenuntergang fotografieren möchtest und im Anschluss noch zurück zum Auto musst, kann es passieren, dass du überhaupt kein Licht mehr zur Verfügung hast, und damit deinen Weg nicht erkennst. Bei Sonnenuntergängen solltest du immer eine Taschenlampe dabei haben. Bei Nachtfotografie natürlich auch.

Nicht nur die Planung der Fotografie findet schon zu Hause statt, ich suche auch bewusst im Internet nach Stichworten wie “Sehenswürdigkeiten”. Nahe meiner Homebase suche ich auch nach Museen oder anderen interessanten Ausstellungen. Auch die nationale Küche erGoogle ich mir vorab. So wusste ich schon vor dem Einsteigen in den Flieger, dass ich in Island keinesfalls fermentierten Hai essen wollte – die Berichte waren abschreckend genug.

Buchung

Wenn die Planung dann fertig ist, beginne ich mit der Suche nach Flug, Fahrzeug und Unterkunft. Oder eben eines Leih-Campers.

Flüge habe ich bisher mit Skyscanner.de rausgesucht. Ich habe allerdings schmerzhaft lernen müssen, dass die kleine Ersparnis bei der Buchung über Buchungsportale zu Schwierigkeiten bei Buchungsänderungen führen. Ich buche seitdem lieber direkt bei der Airline, Skyscanner dient mir einfach bei der Suche nach den geeigneten Flügen. So habe ich auch nur den direkten Ansprechpartner, wenn sich etwas ändert. Die Flugbuchungen solltest du übrigens an einem Donnerstag durchführen, da sind die Preise meist niedriger.

Skyscanner
Skyscanner.de

Meine Mietwagen buche ich über Billiger-Mietwagen.de. Das klappt immer sehr gut. Leih-Camper buche ich über Camperdays.de. Bei beiden Verleih-Portalen buche ich Zusatzversicherungen dazu, um den Eigenanteil im Schadensfall möglichst kleinzuhalten. Bei den Leih-Campern liegt der Eigenanteil per Standard immerhin bei ~ 1.300 €. Und wie leicht kann etwas passieren! Gerade mit ungewohnten und fremden Fahrzeugen reagiert man nicht so schnell, wie gewohnt.

Meine Unterkünfte buche ich eigentlich nur auf zwei Plattformen: AirBnB und Booking.com, wobei ich darauf Wert lege, eine abgeschlossene Einheit zu beziehen. Ich mag keine Bäder oder Küchen mit anderen Menschen teilen.

Ausrüstung

Auch die Ausrüstung will geplant sein. Wenn ich vorhabe, in der Nacht die Sterne, Milchstrasse oder Nordlichter zu fotografieren, kommt auf jeden Fall mein Laowa 15/f2 mit. Diese Festbrennweite finde ich für den Zweck hervorragend. Kann ich mit Tieren rechnen, muss auch das Sony 70-200/f4 mit. Immer dabei ist das Sony 24-105/f4. Meistens auch das Tamron 17-28/f2.8. Meinen ND-Filter Satz nehme ich für Landschaftsfoto-Reisen natürlich mit. Mein großes Stativ bleibt aber bei Städtereisen zu Hause, da kommt nur das kleine Gorillapod mit. Auch verzichte ich hier meistens auf die Mitnahme der ND-Filter.

Rucksack, Stiefel und Sonnenschutz
Rucksack, Stiefel und Sonnenschutz

Zum Thema Internet vor Ort habe ich hier schon einen Beitrag geschrieben, daran hat sich nichts geändert, außer dass ich für meinen GlocalMe Router jetzt noch eine AldiTalk Karte mit Surf-Volumen gekauft habe, die ist Roaming-fähig in Europa+.

Vor Ort

Endlich am Reiseziel angekommen kann ich meine Pins zur Navigation nutzen – Google Maps findet den besten Weg zu meinem nächsten Spot – ich brauche einfach nur auf den Pin zu ticken. Wenn du dich vorab nicht über die geltenden Verkehrsregeln und Höchstgeschwindigkeiten informiert hast, ist das spätestens jetzt auf jeden Fall nötig. Auch das Wissen über Maut, Brücken- und Tunnelgebühren solltest du dir vor deiner Reise aneignen, um Überraschungen zu vermeiden.
Die aktuelle Wettervorhersage lasse ich mir von der App Yr machen, die gibt es für Android und iOS.

Bei aller Planung musst du aber immer damit rechnen, dass sich Änderungen ergeben können. So kann das Wetter einfach mal nicht mitspielen oder der Spot ist nicht so toll, wie du gedacht hast oder er ist einfach so überlaufen, dass du ihn nicht ablichten kannst.

Sehenswert

Andererseits solltest du auch spontan und offen für Gelegenheiten sein – oft habe ich während der Fahrt zu einem Spot angehalten, und etwas ganz Anderes fotografiert! Folge auch ruhig den Hinweisen auf Sehenswertes.
In vielen Ländern stehen solche oder ähnliche Schilder am Straßenrand. Auch viele Rastplätze an Landstraßen liegen in wunderschöner Umgebung.

Vielleicht kann dir dieser Artikel bei der Planung deiner nächsten Fotoreise helfen! Ich habe nach dieser Methode schon einige Reisen zu sehr schönen Orten gemacht. Meine Reiseberichte findest du hier.

Hat dir der Artikel gefallen? Planst du anders? Welche Apps nutzt du? Schreib es mir in die Kommentare!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: