Nun geht es weiter mit diesem Reisebericht. Der Richtungsanzeiger steht immer noch auf Nord.
Das ist Teil 2 unserer Reise, Teil 1 findest du hier…
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Norwegen, 05. August 2024. Wir verließen den schönen Campingplatz und machten uns auf den Weg. In Grong gingen wir im örtlichen Rema 1000 einkaufen. Rema 1000 ist zusammen mit Kiwi die günstigste Kategorie Supermarkt. Die Waren sind frisch, Gemüse vielfältig. Und bei Rema bekommst du oft tiefgefrorene frische Fische, Krabben und Garnelen. Einfach lecker.
Nach einigen Kilometern erreichten wir Nordlandsporten. Hier beginnt Nord-Norwegen. Auf dem Parkplatz machten wir kurz halt, um Mittag zu essen. Jetzt war der Kühlschrank ja wieder voll 🙂 ansonsten war es ein unspektakulärer Fahrtag, inklusive Einkauf, Tanken, Ver- und Entsorgung.
Wir machten uns nach ca. 270 km auf zu unserem Schlafplatz. Diesmal auf einem Fjell über dem Tunnel der E6. Mit Aussicht auf die umliegenden Berge.
Korgfjellet
Dieser Schlafplatz war dann doch speziell, wie wir schnell herausfanden. Die Straße über das Korgfjell wird auch Blutstraße genannt. Davon gibt es mehrere in Norwegen. Die Straße am Korgfjell wurde (wie die anderen auch) auf Befehl von Hitler durch jugoslawische, polnische und sowjetische Kriegsgefangene gebaut. Von den 1.123 Gefangenen auf dem Korgfjell starben 626 zwischen Juni 1942 und Mai 1944 an Hunger, Erfrierungen, und durch willkürliche Brutalität oder Erschießungen. Es herrschten unsagbare Grausamkeiten, nicht nur durch deutsche Soldaten, sondern auch durch junge Norweger des Hirdvagtbataljons. Die Bewohner der Dörfer um den Wegebau herum schmuggelten Kleidung und Lebensmittel in das Lager. Daraus entwickelte sich eine den Krieg überdauernde Freundschaft, die heute in 4. Generation fortbesteht.
Am Weg, der übrigens die alte E50 und später die vormalige E6 ist, befinden sich Mahnmale am alten Lager und dem Massengrab. Die Toten wurden nach dem Krieg auf einen Friedhof in Botn umgebettet. Die Geschichte über die gesamte Strecke (die Straße am Korgfjell ist nur ein Teil) kannst du hier nachlesen.
Solche Einblicke in die Geschichte geben mir immer Gänsehaut. Vor allem, wenn ich mich direkt an dem Ort befinde, so wie an dem Abend und der Nacht. Glücklicherweise wurde meine nachdenkliche Stimmung durch – was auch sonst – Schafe unterbrochen. Ein Mutterschaf mit Glocke und zwei ihrer Lämmer grasten direkt neben unserem Schlafplatz und ließen sich nicht stören. Es gibt hier ein Video davon.
Nach dieser ruhigen Nacht ging es am nächsten Morgen weiter. Doch erst konnten wir bei klarem Wetter noch den Ausblick auf die Berge genießen.
Melfjorden
Dann ging es weiter zum Melfjorden. Dort waren wir noch nie, die Straße führt ebenfalls zum Wanderweg zum Svartisen Gletscher. Den wollten wir aber nicht nehmen.
Der Weg war wieder einmal einspurig und in spektakulärer Landschaft versteckt. Man kann gut sehen, wie die Gletscher hier das Land geformt haben. Auf den Bergen lagen noch Schneereste, vielleicht sind es auch Reste von Gletschern.
Bevor wir den Fjord erreichten, mussten noch einige Serpentinen gewuppt werden.
Da vom Fjord kein Schiff fährt, mussten wir den Weg wieder zurück. Aber das ist nicht schlimm – die Landschaft sieht dann ja ein wenig anders aus 🙂
Hier habe ich für dich noch ein Video von Teilen der Strecke.
Wir sind danach die E6 weitergefahren. Gegen 14:00 überschritten wir wieder einmal den Polarkreis. Wir fuhren weiter, bis wir zum Schlafplatz am Straumavatnet kamen. Auch eine hübsche Gegend.
Den Platz teilten wir uns mit einem französischen Paar, ebenfalls Kastenwagen Fahrer. Es war eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen war wieder einmal der übliche Aufwand zu treiben: Wasser befüllen (an der Tankstelle), entsorgen (andere Tankstelle).
Fähre zu den Lofoten
Wir fuhren dann die E6 weiter bis nach Bognes, wo wir die Fähre nach Lødingen nahmen.
Überhaupt “Fähre”: Am 2. Reisetag haben wir begonnen, eine Strichliste zu führen. An der Konsole vor meiner Tochter hängten wir einen Zettel. Hier sollte für jede/n Brücke, Fähre und Tunnel ein Strich gemacht werden. Das hier ist der Stand vom 2. August. Das Endergebnis ist sehr interessant!
Andøya
Angekommen in Lødingen sind wir noch bis kurz vor Andøya gefahren. Am Campingplatz Andøy Friluftssenter machten wir stopp. Wir brauchten dringend eine Dusche und eine Waschmaschine. Hier war es aber anders als anderswo: Ich konnte gleich in der Rezeption die Wäsche abgeben. Es wurde vom Personal gewaschen, und sollte eine Stunde später zu uns auf den Platz gebracht werden. Das hatten wir auch noch nie erlebt. Wir nutzten diese Stunde für eine gemütliche Dusche.
Danach kam die Wäsche auch tatsächlich direkt zu uns. Wir hängten sie dann zum Trocknen. Ein kleiner Teil ging an den Wäschetrockner an der Schiebetür-Schiene, der Rest an die Leine. Da wir keine weiteren Befestigungspunkte hatten, musste das Scharnier der Hecktür und einer der Stühle herhalten. Das funktionierte nur solange, wie meine Tochter für das passende Gegengewicht sorgte. 😉
Im Laufe des Abends machten wir erstmals Bekanntschaft mit den Knots. Wir wurden mehrfach gestochen. Obwohl wir trotzt der Wärme nach und nach immer mehr Körperteile mit Wäsche bedeckten, fanden die Biester immer noch eine unbedeckte Stelle. Gegen 20:00 Uhr gaben wir auf und gingen in den erhitzten Camper. Autan hat übrigens nicht geholfen.
Rundfahrt Andøya
Der 08.08.24 brach an – nur noch ein Tag bis zum Whale Watching! Wir frühstückten in Ruhe und fuhren dann ab. Wir erkundeten ein wenig die Inseln, indem wir vom Friluftssenter nach Stø fuhren. Aber das war irgendwie langweilig. Wir sind zuletzt die Landschaftsroute Andøya gefahren – die war mal so richtig schön!
Nach dieser schönen Strecke fanden wir unseren Schlafplatz im Inneren der Insel an einem kleinen See. Hier verbrachten wir eine ruhige Nacht mit netten Nachbarn.
Wale? Wale!
Und dann kam DER TAG. Der 09.08.24 – heute wollten wir Wale sehen!
Wir sind früh aufgestanden. Und dann war die Enttäuschung groß. Ausgerechnet heute stimmte der Wetterbericht. Wind und Regen. So ein Sch… Wir machten uns im strömenden Regen auf zu Whalesafari Andenes. Wir fanden einen Parkplatz und gingen hinein, um auf das Startsignal zu warten. Um kurz nach 09:00 durften wir an Bord. Es war ein größerer umgebauter Fischkutter. Die Passagiere verteilten sich – einige gingen unter Deck, andere stellten sich vorn auf die Plattform. Wir blieben mittig, da waren auch Sitzgelegenheiten. Recht zügig legten wir ab und es ging aufs Meer.
Ich hatte Hoffnung, dass wir nicht die Fahrt über im Regen stehen würden, ich hatte noch den Regenradar studiert. Und dort sah ich, dass das Regengebiet gegen 10:00 Uhr vorbeizeihen sollte. Es hörte dann auch nach kurzer Zeit auf zu Regnen.
Wir wurden begleiten von andern Whale Watchern.
Da hat man sicher eine ganz andere Nähe zum Wasser als von unserem Boot. Ich hätte aber um nichts auf der Welt dort mitfahren wollen. Nach einer guten Stunde wurde es spannend. Man hatte per Unterwassermikrofon mindestens einen Wal aufgespürt. Das funktioniert so: Das Mikrofon nimmt die Klick-Laute der Wale auf. Sind die Klicks in regelmäßigen, ruhigen Abständen, ist der Wal unter Wasser, ruhend oder jagend. Ist er am Auftauchen, sind die Klicklaute schneller.
Der Wal befand sich gerade in einem Meeres Canyon (Bleik Canyon) in ca. 1.200 m. Tiefe und war am Auftauchen. Über Pottwale kannst du hier noch mehr lesen.
Und endlich – der Kapitän manövrierte zu der Stelle, an der der Wal Luft schöpfte. Es war sehr schwierig, den Wal zu fotografieren. Das Schiff hob und senkte sich mit den Wellen während ich versuchte, den Wal zu fokussieren und mein Gleichgewicht zu halten. Ich habe viele Bilder von Wellen …
Fotografiert habe ich mit meiner Sony A7III* und dem Tamron 50-400* Objektiv. Natürlich hatte ich auf Serienaufnahme gestellt, damit meiner Linse nichts entging. Mit dem Zoomobjektiv war ich flexibel genug. Neben mir stand ein Fotograf mit einer 600 mm Brennweite, einige Aufnahmen konnte er gar nicht machen, da war die Brennweite einfach zu lang.
Dann kam der Ruf “He’s diving, he’s diving!” Der Wal würde jetzt wieder abtauchen. Auf diesen Moment haben natürlich alle gewartet, ich auch. Konnte ich die Fluke gut genug ablichten? Ich denke schon.
Auf dem Rückweg zum Festland sahen wir noch eine Schule Grindwale. Sie begleiteten unser Boot eine kleine Weile.
Gegen Ende der Tour wurde unsere Route und andere Daten eingezeichnet.
Wieder an Land haben wir erst einmal verschnaufen müssen. Was für ein Erlebnis! Wir waren beide noch ganz aufgeregt. Einige Gäste hatten nicht so viel Glück. Von der ganzen Walsafari sahen sie nichts, nur ihre Spucktüte …
Nach kurzer Beratschlagung entschlossen wir uns, heute noch die Fähre Lødingen-Bognes zu nehmen und den Aufenthalt auf Andøya nicht zu verlängern.
Doch vorher machten wir einen Abstecher in die örtliche Apotheke. Wir brauchten dringend etwas gegen die Knots.
Wieder auf dem Festland
Nahe Grimsos fanden wir an der Küste auf Felsplatten einen wunderschönen Schlafplatz. Bisher der Schönste dieser Reise. Wir waren nicht allein, das Gelände war aber groß genug, dass man einander nicht störte.
Am 10.08.24 ging es wieder weiter in Richtung Süd.
Noch ein Schnappschuss unseres Übernachtungsplatzes, bevor es losging. Solche Felsplatten entstehen durch die Bewegungen der Gletscher. Die Felsen sind von ihnen regelrecht herunter geschmirgelt.
Wir fuhren wieder die E6, die hier noch ziemlich kurvig ist. An anderen Stellen wird die E6 erneuert, alte Verläufe sind zum Teil stillgelegt, was hinsichtlich einiger guter Übernachtungsplätze ziemlich ärgerlich ist.
Am Nachmittag erreichten wir unseren Schlafplatz am Vassbotvatnet neben einem alten Tunnel.
Der nächste Tag war wieder ein Fahrtag inklusive Ver- und Entsorgung sowie Tanken und Einkaufen. Die Strecke war einigermaßen interessant, wie so oft.
Die Nacht verbrachten wir am Store Brekkvatnet. Wir waren nicht allein, ein Paar aus Österreich hatte diesen Platz auch ausgesucht. Waren nette Leute.
Am nächsten Tag fuhren wir wieder zur E6, die wir später bei Gartland verließen. Wir schwenkten auf die Fv775, dann auf die Fv17 bis Namsos, die Fv715 bis zur Fv15. Am Campingplatz Bessacker war dann für uns der Tag zu Ende.
Fv715
Die Fv715 bis Steindalen hat sich als wunderschöne Strecke erwiesen. Die Straße folgt die ganze Zeit dem Fluss Luna. Es gibt auf der Strecke kleinere und größere Wasserfälle, Baumgebiete und ganz allgemein ist es schön und abwechslungsreich.
Der Campingplatz Bessacker (eher ein WoMo Stellplatz) liegt direkt am Hafen. Am Abend hörte ich das typische Wummern eines großen Schiffsdiesels, ich konnte aber kein Kreuzfahrtschiff sehen. Etwas später dann das Schiffshorn – und dann kam die Hurtigruten um die Ecke! Ich fand später heraus, dass der Hurtigbåd Kai in Bessacker nicht mehr von den Hurtigruten angelaufen wird, aber die Schiffe immer noch das Horn ertönen lassen, wenn sie vorbeifahren.
Hier endet der 2. Teil unserer Reise. Direkt zu Teil 3.
Wunderschöne Bilder, sicher ein tolles Erlebnis.
toll zu lesen..macht Lust auf mehr 😄
Super Reisebericht. Immer wieder ein Erlebnis dass man gut nachvollziehen kann, wenn man einmal in Norwegen gewesen ist