12 Monate voller Bilder – mein Jahresrückblick

12 Monate voller Bilder – mein Jahresrückblick

Das vergangene Jahr ist anders gewesen, als alle Jahre davor. Wir waren im Pandemie-Modus und sind es immer noch für einige Zeit. Trotzdem waren die letzten 12 Monate voller Bilder. Hier folgt wieder mein persönlicher Jahresrückblick, mein “Best-of” 2020.

Januar

Wie immer ist der Januar ein irgendwie blöder Monat gewesen.

Dieser Januar überraschte uns mit Nachrichten über eine Krankheitswelle in China. Eine neue Art von Grippe? Nahezu gespenstisch schnell stieg die Zahl der Infizierten und viele Menschen starben. Ich hatte die vage Ahnung, dass da auch etwas auf uns Europäer zukommen wird. Die Globalisierung mit ihren kurzen Wegen in der Luft könnte schnell für eine Verbreitung des Virus sorgen. In den nächsten Tagen hörten wir viel über das neuartige Corona Virus, SARS-CoV-2.

Trotzdem wollte ich Bilder machen, und fuhr an die Ostsee nach Neukirchen. Dort gibt es einen stillgelegten Fähranleger, den ich schon lange “im Auge” hatte. Ich hatte Glück und konnte in der Nähe mein Auto abstellen. Nach einem kurzen Spaziergang war ich am Strand und hatte den alten Anleger vor mir.

Stillgelegter Anleger
Stillgelegter Anleger
F7.1, 30 Sek., ISO 100 bei 28 mm, ND1000, Stativ

Februar

Ein weiterer Monat, in dem das Wetter für die Fotografie nicht gerade förderlich war.

Auch die weltweite Entwicklung brachte die Menschen dazu, sich zu Hause einzuigeln. Es traten erste Fälle in Deutschland auf. Meine Familie und ich begannen uns zu fragen, was da wohl auf uns zukäme.

Ein Foto für den Februar gab es leider nicht, darum bleibt dieser Platz leer.

März

Die Meldungen über das neue Virus übertrafen sich ständig. Veranstaltungen wurden abgesagt, später verboten, die Schulen und Kitas schlossen, die Geschäfte auch. Die Menschen sollten ihre Kontakte einschränken. Viele Arbeitnehmer arbeiteten nun im Homeoffice. Der erste Lockdown in Deutschland begann. Es gab das erste Mal nach dem 2. Weltkrieg Hamsterkäufe, womit sich natürlich auch ein Witz beschäftigte: Hamsterkäufe: der Ami kauft Waffen und Munition, der Franzose Wein und Kondome, der Deutsche Nudeln und Toilettenpapier. Erste Länder schlossen ihre Grenzen für Einreisende, auch Deutschland und Dänemark. Gebuchte Reisen wurden abgesagt, so auch meine für den Juni geplante Reise nach Namibia.

Meine kurzen Ausflüge an die dänische Nordseeküste waren damit leider auch vorerst beendet.

Ende März war ich noch zu einem kurzen Trip an den Deich bei Ockholm gefahren. Es war Vogelzug, das Wetter kalt, aber klar. Ich blieb so lange, bis die Sonne unterging. Danach gab es – wie so oft – einen wunderschönen Himmel zu sehen. Den Grund für dieses Nachleuchten kannst du übrigens hier nachlesen. Ich probierte erstmalig, bewusst eine seitliche Kamerabewegung während der Aufnahme auszuführen. Dieses Bild gefiel mir dann so gut, dass es jetzt als großes Wandbild an einer blauen Wand im Schlafzimmer hängt. Und ich mich jeden Tag daran erfreuen kann.

Sonnenuntergang am Deich
Sonnenuntergang am Deich
F11, 1/13 Sek., ISO 100, 105 mm, ND1000, Stativ

April

Schulen und KiTas öffnen schrittweise, die Geschäfte dürfen ebenfalls (mit Ein- und Beschränkungen) wieder öffnen. Viele Menschen können endlich wieder die Haare professionell gerichtet bekommen, und im Ausland gestrandete Urlauber werden in einer beispiellosen Aktion nach Deutschland zurückgeholt. Die Menschen beginnen zu hoffen, dass der Alptraum bald vorbei ist. Dabei ist dies nur die erste Welle, wie wir später festellen werden. Dennoch bleiben alle Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen aktiv. Inzwischen herrscht fast überall Maskenpflicht – die Menschen müssen nun bei ihren Einkäufen und im Nahverkehr einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Gerichte müssen sich wiederholt mit Klagen gegen Corona-Maßnahmen beschäftigen, auch erste Verschwörungstheoretiker tauchen mit abstrusen Behauptungen auf. Die weltweite Reisewarnung bleibt aufrechterhalten.

Und trotz aller erschreckenden Nachrichten über Fallzahlen, Todesfälle, globale Verbreitung des Virus ist der Frühling da. Endlich gibt es wieder grün zu sehen, Blüten und Vogelgezwitscher überall. Eindeutiges Signal dafür ist für mich immer der weiße Teppich an Buschwindröschen, die sich zu Füßen der Bäume an meiner Einfahrt breit gemacht haben. Diese kleinen, zarten Pflanzen sind im Frühling immer mein Lieblingsmotiv.

Buschwindröschen
Buschwindröschen
F4, 1/640 Sek., ISO 100, 90 mm

Mai

In Schlachthöfen kommt es zu wiederholten Ansteckungen unter den Belegschaften. Die Kälte fördert scheinbar die Ausbreitung des Virus. Das macht Hoffnung auf den Sommer und die Wärme! In einigen Bundesländern, so auch in Schleswig-Holstein, gibt es Lockerungen der Einschränkungen. Es riecht schon ein wenig nach Normalität.

Ein Ausflug in die Schlei Region führt mich am 01. Mai zu diesem prachtvollen, alleinstehenden Baum.

Wundervoller Baum
Der Baum
F9, 1/400 Sek., ISO 160, 34 mm

Juni

In Schleswig-Holstein können wieder alle Grundschüler zur Schule und – wunderbar – wir aus SH dürfen wieder (ohne triftigen Grund) nach Dänemark einreisen! Aus dem restlichen Deutschland dürfen Urlauber ihre nachzuweisenden Feriendomizile anreisen. Ein Hauch von Normalität macht sich breit, trotz Pandemie. Die Hoffnung wächst ebenfalls – einige Unternehmen, die Impfstoffe gegen das Virus erforschen, können Erfolge verzeichnen. Naht eine Impfung?

Am 01.06. treibt es mich zu einem Ausflug ins südliche Schleswig-Holstein. Die Schöpfmühle Honigfleth bei Stördorf ist mein Ziel. Nach einer ziemlichen merkwürdigen Anfahrt über einen Feldweg und nach der Querung einer Wiese kann ich dieses Bild des Denkmals machen.

Schöpfmühle Honigfleth
F11, 1/80 Sek., ISO 250 bei 67 mm

Juli

Die Lockerungen führen trotz weiterhin bestehender Maskenpflicht in einigen Bundesländern zum Anstieg von Infektionen. Es werden weiter Corona Partys gefeiert. Corona-Leugner, die Querdenker, gewinnen Zuwachs und es gibt erste Demos gegen die angeordneten Maßnahmen. Norwegen darf wieder angereist werden, aber der Ballermann wird geschlossen. In Deutschland tritt eine 6 Monate dauernde Senkung der Mehrwertsteuer in Kraft.

Diesen Monat erwischt mich auch wieder das Reisefieber. Kurzerhand reise ich mit dem Auto in Richtung Ostfriesland. Den Bericht dazu findest du hier. Mein Lieblingsbild dieser Reise und das Juli-Bild ist das Leuchtturmdenkmal Obereversand.

Leuchtturmdenkmal Obereversend
Leuchtturmdenkmal Obereversend
F10, 1/5 Sek., ISO 125, 51 mm

August

Im Norden geht die Schule nach den Ferien wieder los. Fast überall muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Urlauber, welche die Reiselockerungen für eine Reise genutzt haben, werden bei Ankunft auf das Virus getestet. Die Demos der Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker finden immer noch Zulauf. Die Kundgebungen sind derart abstrus – wir würden in einer Diktatur leben und die Meinungsfreiheit sei eingeschränkt. Trotzdem darf man unter Polizei SCHUTZ demonstrieren. Wie passt das? Merkste selber, näh.
Bei einer Impfung würde ein Chip von Bill Gates unter die Haut implantiert werden … Also ehrlich … so einen Blödsinn kann man doch wohl nicht glauben. Die Infektionszahlen beginnen wieder zu steigen.

Ein Tagesausflug nach Rømø gab mir dieses Foto – nicht eines meiner Besten, aber es soll mich immer daran erinnern, dass auch auf Rømø die Heide blüht – nicht nur in Lüneburg.

Blühende Heide auf Rømø
F4.5, 1/320 Sek., ISO 100, 70 mm

September

Da die Zahl der Infektionen leicht ansteigt, werden weitere Lockerungen vertagt. Die Anzahl der Unzufriedenen steigt, aber Prostitution wird wieder erlaubt und auch die Fußballstadien dürfen wieder ihre Fans begrüßen. Nachdem einige Clowns die verpflichtenden Kontaktlisten in Bars und Restaurants mit Scherznamen ausgefüllt haben, wird das jetzt unter Strafe gestellt. Das ändert sicher alles … Ende des Monats werden die Kontaktregeln nochmals angepasst.

Der September kommt mit schönem Wetter. Abends zieht von den Feldern Nebel auf, die Hirsche sind in der Brunst. So war die Situation auch bei diesem Bild, das ich fast vor der Haustür machen konnte.

Herbst
Herbst
F10, 1/50 Sek., ISO 250, 24 mm

Oktober

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland steigt, höher als im Frühling. Wir sind in der 2. Welle. Um die Ansteckungen zu reduzieren, wird es mit Beginn des November neue Einschränkungen geben – der sogenannte “Lockdown Light”.

Das hielt mich nicht davon ab, ende September eine Reise anzutreten – Schweden hatte inzwischen niedrige Infektionszahlen und war auch nicht mehr Risikogebiet. Also ging es mit dem Leih-Camper nach Schweden, ab in die Natur! Den Bericht über die Schweden Reise kannst du hier nachlesen. Eines meiner Lieblingsbilder der Reise ist diese Idylle an einem der vielen Seen, wo es alles gab, was der Fotograf sich wünscht: Wasser, Boote, Inseln, Bäume, Herbstlaub. Schön.

Schweden, Idylle am See
Schweden, Idylle am See

November

Der “Lockdown Light” beginnt, ändert aber leider nichts – die Infektionszahlen steigen, die Sterbezahlen leider auch. Es gibt immer noch unvernünftige, unsolidarische Menschen, die meinen, sich über jegliche Schutzmaßnahme hinwegsetzen zu müssen. Querdenken erweist sich in diesem Zusammenhang nicht als Intelligenzleistung.

Fotografisch hat mir der November nicht nur kein gutes, sondern sogar gar kein Bild beschert. Gesundheitlich war ich an Gehstützen und häuslich gebunden, daher konnte meine Kamera sich ausruhen. Trotzdem hat die Fotografie mich beschäftigt – ich habe die Arbeit am Kalender für 2021 fertiggestellt und in Druck gegeben. Und auch die Fotoworkshops und Einzelcoachings für 2021 sind bereits geplant.

Dezember

Die Pandemie hat die ganze Welt im Klammergriff und Deutschland ist keine Ausnahme. Selbst Schleswig-Holstein, das bisher von den Infektionszahlen her ganz gut dastand, gilt inzwischen auch als Risikogebiet. Die 2. Welle ist viel größer als die Erste. Täglich infizieren sich in Deutschland bis zu 30.000 Menschen und mehr neu und zwischen 500 und 1.000 sterben an dem Virus. Jeden Tag. In Deutschland. Kurz vor Weihnachten an meinem Geburtstag wird der 3. Lockdown eingeleitet. Die Kontaktbeschränkungen sind noch größer. Weihnachten ist in 2020 sehr anders als sonst. Zu Silvester darf kein Feuerwerk verkauft werden. Was wird das neue Jahr bringen?

Der Dezember hat mir dieses Bild gebracht, und damit möchte ich meinen diesjährigen Rückblick schließen. Ich wünsche mir und uns allen, dass der nächste Rückblick fröhlicher wird, ohne Pandemie, aber voll mit Bildern von Reisen, schönen Landschaften, Gebirgen und Tälern, wilden, dramatischen Himmeln, rauen Meeren, großen Bäumen und schönen alten Autos.

Letzte Blätter
F4, 1/125 Sek., ISO 125, 85mm

Da ich mich nicht so exakt an die Ereignisse des Jahres hinsichtlich der Pandemie erinnern kann, habe ich folgende Seiten zu Hilfe genommen:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html

https://www.mdr.de/nachrichten/politik/corona-chronik-chronologie-coronavirus-100.html

Dieser Film von Arte hat mich mit seiner sensiblen Bildsprache sehr beeindruckt und die Stimmung in der Pandemie sehr gut ausgedrückt. Der Film ist online bis 09.03.21 verfügbar. „Welt auf Abstand – eine Reise durch ein besonderes Jahr“.

Wie war dein 2020? Schreib es mir in die Kommentare!

2 Comments

  1. Andrea

    Ein schöner und nachdenklicher Blick auf das Jahr 2020, sehr gut geschrieben und mit tollen Fotos unterlegt. Danke dafür! Bekanntlich steckt ja in jeder Krise eine Chance. Die unfreiwillige Entschleunigung nehmen wir mittlerweile als etwas Positives wahr und genießen unser Zuhause.

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