Norwegen: Herbst-Tour 2023 – Teil 4

Norwegen: Herbst-Tour 2023 – Teil 4

28.09.23 Hardangervidda

Wir fuhren am Morgen weiter, um noch einmal die Landschafsroute Hardangervidda zu fahren. Die Hardangervidda ist die größte Hochebene Europas und ich finde die Landschaft dort einfach schön. Die kargen Fjells, wo das Auge keinen Halt findet – Traumhaft.

Doch zuvor wollte ich am Rastplatz Tyrvefjøra das dortige Toilettenhaus sehen. Das sah auf Google Maps klasse aus.

Und richtig, ein echter Hingucker. Ein Dach aus Beton bedeckt die von Bäumen eingefassten Toiletten. So entsteht ein Eindruck, als befände man sich im Wald.

Rastplatz Tyrvefjøra, Toilettenhäuschen
Rastplatz Tyrvefjøra, Toilettenhäuschen
Rastplatz Tyrvefjøra, Toilettenhäuschen
Rastplatz Tyrvefjøra, Toilettenhäuschen
Natürlich mit Handicap Toilette.
Rastplatz Tyrvefjøra, Toilettenhäuschen
Rastplatz Tyrvefjøra, Toilettenhäuschen

Danach ging es aber zur Hardangervidda! Auf dem Weg dahin mussten wir wieder die Hardanger Brücke überqueren und im Anschluss wieder im Tunnel durch die Kreisverkehre fahren. Das habe ich aber alles schon hier beschrieben (25.09.21) und wiederhole es deshalb hier nicht.

Hardangervidda
Hardangervidda
Hardangervidda
Hardangervidda

Von dort sind wir über Geilo zu einem Rastplatz bei Dagali gefahren, wo wir auch übernachtet haben.

29.09.23 Plattfuß?

Die Weiterfahrt am nächsten Morgen bescherte uns die erste Reifenpanne. Das Reifendrucksystem meldete 4,1 bar hinten rechts. 5 sind normal. Da ist wohl irgendwann gestern etwas in den Reifen geraten. Nun wurde es kompliziert: Die meisten Tankstellen in Norwegen sind unbemannt, du musst vor dem Tanken mit deiner Kreditkarte den Stoff freikaufen. An diesen Tankstellen gibt es keine Servicestationen (Luft, Wasser, Staubsauger). Also musste ich mir das nächste größere Dorf oder Kleinstadt aussuchen, am besten entlang der geplanten Strecke. Wir starteten in unsere gedachte Fahrtrichtung. Unterwegs sah ich einen älteren Herrn mit Hund. Den fragte ich nach der nächsten Tankstelle, und ob es dort Luft gäbe. Ja! Ungefähr weitere 20 km auf unserer Route wäre eine größere Tankstelle im Dorf. Dort angekommen fand ich die Luftpumpe, aber das Reifendrucksystem meldete jetzt 3,7 bar. Mit Luft-Auffüllen konnte das auf Dauer nicht klappen. Ich ging in den Shop und fragte nach einer Kfz-Werkstatt. Tatsächlich gab es in diesem Dorf ein Autohaus mit Werkstatt. Glück muss Frau haben 🙂 Wir sind schnell dahin gefahren (3,1 bar). Nach 15 Minuten Wartezeit kam der Camper in die Halle und der Reifen wurde professionell geflickt – 20 € und 30 Minuten später konnten wir weiterfahren. Auf Nachfrage, was es denn gewesen sei: “A little rock”, also ein Stein. Bei den Pisten, die wir zwischendurch fahren, ist es eigentlich ein Wunder, dass es zwei Jahre und 50.000 km bis zur ersten Reifenpanne gedauert hat. Bei den Abständen in Norwegen und den Plänen, das Land noch öfter zu befahren, sollte ich mir vielleicht doch einen kleinen Kompressor anschaffen.

Wir fuhren noch einige Zeit und wechselten dann auf die FV364. Es erwartete uns der Indian Summer in Norwegen!

An der FV364
An der FV364
An der FV364
An der FV364
An der FV364
An der FV364
An der FV364
An der FV364

Langsam änderte sich die Landschaft danach wieder, und wir waren wieder auf dem Fjell in der Hardangervidda, südlich der Strecke von gestern. Wir steuerten unseren Schlafplatz, das Hotel Haukeliseter, an. Dort können Camper für schmales Geld die Nacht über parken (und duschen). Mit einer Bomben-Aussicht.

Aussicht Haukelifjellstue
Aussicht Haukelifjellstue

Der Sturm wurde im Laufe des Abends immer heftiger. Gegen 1:00 morgens musste ich meine Tochter wecken, damit sie nicht aus dem Hochbett fällt, während ich den Wagen umparken würde. Das war aber schnell getan und dann war für uns endlich Nachtruhe angesagt.

30.09.23 Zeitreise

Wir fuhren weiter in südliche Richtung, denn am nächsten Tag hatten wir eine Verabredung am Lysefjord.

Irgendwann verließen wir die E134 und waren wieder einmal auf der RV13. Dort fanden wir nach kurzer Zeit einen Rastplatz mit Wasserfall. Weil es dort so hübsch aussah, haben wir natürlich einen Foto-Stopp eingelegt.

Flesefossen, E13
Flesefossen, E13

Nach einer kurzen Pause nahmen wir die Ankunft eines Tourbusses zum Anlass, weiterzufahren. Unterwegs fanden wir einen Hinweis auf Steinritzungen (helleristninger) bei Solbakk. Dort haben wir kurz angehalten und den Atem der Zeit über uns gespürt. Diese Ritzungen stammen aus der Bronzezeit und sind ca. 3.000 Jahre alt. Um die roten eingeritzten Bilder zu erkennen, musst du schon genau hinschauen. Aber nach kurzer Zeit wirst du die ganzen Schiffe erkennen. Wikipedia hat dazu auch einen Eintrag – auf den Bildern dort sind die Zeichnungen massiv nachgefärbt.

Solbakk, Steinritzungen
Solbakk, Steinritzungen

Danach suchten wir uns in der Nähe des Hafens Oanes am Lysefjord einen Schlafplatz.

01.10.23 Lysefjord

Wir standen früh auf, ohne Sonntagsfrühstück, denn um 10:00 startete unsere Verabredung: die Fähre über den Lysefjord bis nach Lysebotn. Diese Fahrt solltest du zeitig buchen, insbesondere in der Saison, denn die Fähre ist klein. Zurzeit wird der Hafen Forsand umgebaut, deswegen fährt unsere Fähre von Oanes. Für mich war dann auch mal eine Premiere der anderen Art: auf die Fähre wird rückwärts gefahren. Am Ende war es so eng, dass meine Tochter über die Fahrerseite aussteigen musste.

Lysefjord
Lysefjord

Buchen kannst du die Fährfahrt über https://billetter.kolumbus.no/. Wer Norwegen kennt, kennt auch die beiden Ziele der erfahrenen Wanderer: den Preikestolen und den Kjeragbolten. Da ich beide Wanderungen nicht machen kann, muss ich mir das Ganze eben von unten ansehen, denn beide Ziele liegen so, dass von dort in den Lysefjord geblickt werden kann. Und vom Lysefjord nach dort oben.

Ich auf dem Lysefjord
Ich auf dem Lysefjord
Preikestolen, Lysefjord
Preikestolen, 604 m, Lysefjord
Lysefjord
Lysefjord
Auf dem Lysefjord. Auf diese Fähre fährt man rückwärts!
Hengjanefossen, Lysefjord
Hengjanefossen, Lysefjord

Der Skipper brachte das Schiff ganz nah an den Wasserfall. Die Passagiere am Bug wurden sicher etwas nass.

Hengjanefossen, Lysefjord
Hengjanefossen, Lysefjord
Flørli
Flørli
Die Treppe bei Flørli
Die Treppe bei Flørli
Kjeragbolten - einer steht drauf
Kjeragbolten – einer steht gerade auf dem Stein

Die Treppe am Kraftwerk von Flørli ist ebenfalls der Startpunkt einer Wanderung. Die Wanderung ist ca. 4 bzw. 6 km lang und beginnt mit 4.444 Stufen.

Nach ungefähr 2 Stunden Fährfahrt kamen wir in Lysebotn an. Wie immer nach einer Fährfahrt hielten wir erst einmal an, um alle anderen vorbeizulassen. Auf diese Art habe ich niemanden hinter mir, wenn ich glotzend durch die Landschaften fahre 🙂

Wir fuhren den Lysevegen an, der nach 1-2 Serpentinen erst einmal zu Tunnel wird. Einspurig, dunkel. Mit einer Kehre. Und natürlich mit gehöriger Steigung.

Lysevegen
Lysevegen, der Tunnel in rot. Quelle: Google Maps

Wenn du unsere Fahrt von der Fähre bis ins Fjell begleiten möchtest, findest du hier das Video.

Nach einigen Kehren kommt ein kleiner Parkplatz. Dort stoppten wir und ich holte die Hummel für ein paar Bilder raus. Ja, sie ließ sich gestern endlich kalibrieren, gerade rechtzeitig.

Der Lysefjord aus der Luft
Der Lysefjord aus der Luft
Der Lysevegen, FV500
Der Lysevegen, FV500. En Teil der 27 Kehren.

Nach den insgesamt 27 (!) Serpentinen kamen wir auf dem Fjell an.

Lysevegen, Parkplatz
Lysevegen, Rastplatz
Lysevegen, Schafe
Lysevegen, Schafe

Lysevegen, Fjell
Lysevegen, Fjell
Lysevegen, Fjell
Lysevegen, Fjell

Appell an alle, die meinen, Landschaften mit Steinmännchen /-Türmchen zu schmücken: bitte lasst es bleiben. Ihr entfernt Steine von einem Ort und häuft sie an einem anderen auf. Das kann zu verstärkter Erosion führen, weil die wenige Erde, die dort oben liegt, nicht mehr vom Stein geschützt ist und das Wasser sich neue Wege suchen muss. Und natürlich wird die wunderschöne Natur durch diesen Anblick negativ verändert.

Lysevegen
Lysevegen
Am Lysevegen
Lysevegen
Lysevegen

Der nächste Halt war dann unser Schlafplatz im Tal.

02.10.23 Das Ende naht

Unsere weitere Fahrt sollte uns in Richtung Kristiansand bringen, wo uns die Fähre am nächsten Tag nach Dänemark bringen sollte. Aber vorher sollte es noch einige Abstecher geben. Wir fuhren an die Westküste, unterwegs stoppten wir natürlich an einigen Stellen.

Ruhiger See
Ruhiger See im Nebel

Auch die Terland Clop Brücke kurz vor Helleland haben wir uns angesehen, eine der letzten erhaltenen ihrer Art. Und ich mag ja mal alte Brücken so ziemlich. Sehr.

Terland Clop
Terland Clop
Terland Clop
Terland Clop

Kurz danach sahen wir noch eine weitere alte Brücke.

Alte Brücke
Alte Brücke

Die letzte Nacht in Norwegen haben wir auf einem Campingplatz verbracht. Nach einer ereignislosen Nacht brach er an: der allerletzte Tag in Norwegen. Zumindest für dieses mal.

03.10.23 Auf wiedersehen!

Natürlich haben wir die Zeit bis zur Fähre um 15:00 noch ausgenutzt. Wir sind noch einen Schlenker gefahren, zu den Syrtveitfossane. Das sind Stromstellen, und der Parkplatz dort ist auch eine Einstiegsstelle für Rafting Gruppen. Das haben wir an vielen Stellen in Norwegen gesehen, Wahnsinnige, die sich mit Gummibooten in die reißenden Fluten stürzen. Aber da ja jeder Jeck anders ist – viel Spaß damit.

Unterwegs kamen wir auch wieder an ruhigen Gewässern vorbei. Das mag ich ja immer sehr. Windstille und Nebel. Traumhaft.

Mannflåvatnet
Mannflåvatnet
Mannflåvatnet
Syrtveitfossane
Syrtveitfossane

Und dann war es Zeit, nach Kristiansand zur Fähre zu fahren. Diesmal ging es mit der Bergenfjord nach Hirtshals. Wie üblich haben wir die Fahrt mit Kartenspielen verbracht, Tee und Kakao getrunken und uns dieses für uns neue Schiff ein wenig angesehen. Fast ein Kreuzfahrtschiff.

Um 19:00 kamen wir in Dänemark an. Der Rallye nach Deutschland haben wir uns nicht angeschlossen, sondern haben gleich in der Nähe auf einem Rastplatz übernachtet. Erst am nächsten Morgen sind wir weitergefahren, und konnten so an einem letzten Abend noch die Reise Revue passieren lassen. Es war wie immer zu kurz, zu schön und niemals langweilig. Auf langen Strecken an Fahrtagen haben wir begonnen, Hörbücher zu hören. Das gefällt uns beiden sehr, und wir werden damit weitermachen.

An dieser Stelle endet dieser Reisebericht. Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht, uns zu begleiten. Vielen dank, dass du uns bis hierher gefolgt bist.

Kostenübersicht

Fährfahrten, Inland (bereits durch die Ferjekort halbiert) 12,22 €
Fährfahrten: Fahrzeug 5,40 m, 2 Personen
DK-SE (Stenaline) 118,00 €
Lysefjord (Kolumbus) 64,78 €
NO-DK (Fjordline) 129,98 €
Maut (rabattiert durch ÖresundBizz) 38,96 €
Diesel, AdBlue1.240,90 €
Camping- und Stellplätze, Parkgebühren 225,48 €
Einkäufe Lebensmittel 399,90 €
Burger essen gehen 40,20 €
Summe2.270,42 €
Kostenübersicht

Insgesamt sind wir 6.716 km gefahren. Wer möchte – hier liegen die GPS Daten der Tour, leider erst ab dem 11.09., der Tracker hatte ein bis dahin unentdecktes Problem.

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2 Comments

  1. Christa schridde

    Anja dein Bericht ist interessant zu lesen, fasziniert bin ich von den Bildern. Wie wunderschön die Landschaft dort ist. Ich werde deine links auch noch alle ansehen . Ich finde deine tur aber auch sehr mutig die Sache mit dem Reifen macht einen das so richtig klar. Bin beeindruckt… Christa /einfach toll.

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