71°10’21” oder einmal Nordkap und zurück. Teil 2.

71°10’21” oder einmal Nordkap und zurück. Teil 2.

Das ist die Fortsetzung des Berichtes unserer Reise zum Nordkap. Den ersten Teil findest du hier.

Nach dem Besuch der Vogelschutzinsel Hornøya und der Weiterfahrt nach Vadsø für unseren Schlafplatz ging es weiter in Richtung Nordkap.

Unsere Fahrt sollte uns heute das erste Mal wieder über eine der Hochebenen (Fjell) führen. Auf der Strecke zwischen Vadsø und unserem nächsten Nachtlager, dem Campingplatz “Fjordutsikten Motell & Camping AS” nahe Lakselv querten wir das Fjell über die Strasse FV98. Es boten sich schöne Aussichten. Nicht überraschend war die Tatsache, dass hier noch Schnee lag. Überraschend allerdings, wie viel es noch war – immerhin war schon der 03. Juni!

Längs der FV98
fv98
An der FV98
Längs der fv98
Längs der FV98

Gegen Nachmittag erreichten wir unser Tagesziel, den Campingplatz “Fjordutsikten”. Es ist schon ein eigenartiger CP, Gäste und Inhaberfamilie vermischen sich, und alle Ressourcen werden gemeinsam genutzt. Aber das wussten wir schon vorher. Wichtig für uns war: Es gab unlimitierte Duschzeit und auch Waschmaschinen und Trockner waren im Preis von ca. 28 € enthalten. Es war Zeit, Wäsche zu waschen.

Nachdem das erledigt war, blieben natürlich einige Stücke übrig, die im Trockner nichts verloren hatten – die mussten dann über unsere Leine getrocknet werden. Wir haben dazu im Wagen eine flexible Leine, die wir einfach wie es passt, spannen, und dann darauf die Wäschestücke packen. Das funktioniert sogar im Camper, so kann sogar während der Fahrt getrocknet werden. Diese Leine hat uns schon viele gute Dienste geleistet. Zur Ergänzung haben wir seit kurzem eine ausziehbare Wäscheleine.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter – der 04.06. sollte der Tag sein, an dem wir das Nordkap erreichen!

Nordkap!

Glücklicherweise kamen wir früh vom Platz – so konnten wir den schönen Morgenhimmel an wieder schönen Aussichtspunkten einfangen.

Morgens am Vestbotn
Morgens am Vestbotn
Morgens am Vestbotn
Morgens am Vestbotn
Ob die beiden auch zum Nordkap wollen?
Ob die beiden auch zum Nordkap wollen?

Die Rentiere auf Magerøya (die Insel, auf der das Nordkap liegt) werden zu Beginn des Sommers mit Schiffen auf die Insel gebracht. Im Herbst werden sie zum Wasser getrieben und schwimmen die 1,8 km zum Festland aus eigener Kraft zurück.

Blick in den Tufjorden, Magerøya
Blick in den Tufjorden, Magerøya

Wie überall an den schönsten Orten fanden wir auch hier, kurz vor dem Nordkap, einen Rastplatz mit wundervoller Aussicht.

Gleich geschafft!
Gleich geschafft!
Die Nordkap - Kugel im Seenebel
Die Nordkap – Kugel im Seenebel
Obligatorisches Foto.
Obligatorisches Foto.

Am Nordkap wehte wie so oft ein starker, kalter Wind. Das hielt uns aber nicht davon ab, das obligatorische Foto dort zu machen!

Später besuchten wir die Ausstellungen in der Nordkap-Halle. Im Kino wird ein ca. 1/2-Stündiger Film über das Nordkap gezeigt. Wenn du auch einmal dort bist, sieh ihn dir an, es lohnt sich! Auch den Souvenir-Shop besuchten wir. Wir kauften uns Alu-Tassen mit dem Nordkap-Logo für den Camper und meine Tochter bekam eine neue kleine Schneekugel (mit der Nordkap-Kugel drin) für ihre Sammlung. Wir hatten irgendwann die Vereinbarung getroffen, nicht mehr diese unsinnigen Souvenirs zu kaufen (Bleistifte, Schlüsselanhänger, Bänder, Notizblöcke usw.), sondern kleine Schneekugeln, in denen etwas Typisches für die Region ist. Ihre Sammlung ist inzwischen ganz beachtlich!

Den Camper hatten wir auf dem großen Parkplatz geparkt. Das Parken und Übernachten ist dort inzwischen kostenlos, und die Möglichkeit, am Nordkap zu übernachten, haben wir natürlich genutzt. Abends haben wir Marie allerdings etwas von der Kante entfernt und eine schöne Aussicht gegen etwas weniger Wind ausgetauscht.

Am Morgen des 05. Juni dann drehte sich unsere Reiserichtung. Aus “Nordwärts” wurde “Südwärts”. Wir hatten jetzt noch ca. 3 Wochen Zeit, um gemächlich durch Norwegen bis Kristiansand zu fahren, wo am 24.06. unsere Fähre auf uns warten sollte.

Südwärts
Südwärts

Unser nächstes Ziel sollte die Insel Senja sein. Senja liegt oberhalb der Lofoten, die wir ja schon ganz gut kennen. Man sagt von Senja, dass es Norwegen “en miniature” sei – man also alle landschaftlichen Schönheiten Norwegens dort erkunden konnte. Wir würden ja sehen.

Südwärts
Südwärts

Eine Umleitung

Doch zunächst erwartete uns eine böse Überraschung – wir sollten eine Umleitung fahren, denn eine Brücke wäre gesperrt. Na gut, kommt ja mal vor. Doch diese Umleitung sollte über Finnland gehen! Was ich zuerst nicht glauben konnte, sollte sich als nicht anders lösbar darstellen. Die Badderen Bru längs der E6 zwischen dem Nordkap und Senja war wegen Reparaturen gesperrt, und es gab tatsächlich keine andere Möglichkeit, als über Finnland auszuweichen. Unfassbar. Es gab keine Fähre, keine Nebenstraße, gar nichts. Wir folgten also der Umleitung – die E45 bis nach Ounasjarvi und von dort über die E8 nach Senja. Eine Umleitung von gut 170 km. Nur dass wir uns richtig verstehen: ein E-Strasse ist keine Autobahn, sondern eine Landstrasse in mehr oder weniger ausgebautem Zustand. Du darfst hier je nach Beschilderung zwischen 80 und 100 km/h fahren und musst jederzeit mit Rentieren oder anderen Überraschungen rechnen.

Südwärts
Südwärts

Ein lost place

Nahe Enontekiö fanden wir unseren Übernachtungsplatz – einen verlassenen Campingplatz. Wunderschön an einem See gelegen, mit ca. 15 Hütten, Sanitärhaus und Rezeption. Alles noch da, aber eben mehr oder weniger verfallen. Verfallen, aber nicht zerstört. Nirgendwo waren Spuren von Vandalismus erkennbar, alle Scheiben waren heil, nirgends wurde gesprayt. Ein Lost Place wie im Bilderbuch.

Unfassbar, dass diese Anlage schon mehrere Jahre so unberührt steht.

In den Hütten waren sogar noch die Gestelle der Stockbetten. Ringsherum gab es überall Lücken für Campingfahrzeuge, und dort parkten wir uns ein. Außer uns war noch ein französischer Kastenwagen dort.

Verlassener Camping, Rezeption
Verlassener Camping
Verlassener Camping, Rezeption
Verlassener Camping
Verlassener Camping, eine der Hütten
Verlassener Camping, WC Haus
Verlassener Camping, WC Haus

Nach einer ruhigen Nacht ging es am Morgen des 06. Juni weiter in Richtung Senja. Unterwegs sahen wir wieder viele Rentiere. Am Nachmittag waren wir endlich angekommen. Der angesteuerte Nachtplatz direkt an einem Fjord erwies sich als sehr windanfällig. Weil es in der Nacht bis zu Windstärke 9 geben sollte, sind wir nach dem Abendessen noch weiter an einen anderen Schlafplatz gefahren. Wieder einmal nicht so schön, dafür war es aber schön windstill dort.

Am nächsten Morgen begann unsere Erkundung von Senja. Leider stellte sich das Wetter nicht auf unsere Seite – Sturm, Regen, dunkler Himmel. Keine schönen Bedingungen für die Fotografie. Und es sollte noch eine ganze Woche so bleiben.

Auf Senja
Auf Senja
Auf Senja
Auf Senja
Auf Senja, Bergsbotn
Auf Senja, Bergsbotn
Auf Senja, Bergsbotn
Auf Senja, Bergsbotn
Auf Senja
Auf Senja
Auf Senja
Auf Senja
Tungeneset
Tungeneset

Aufgrund der ungemütlichen Witterung beschlossen wir, Senja heute schon zu verlassen. Wir werden aber irgendwann noch einmal wiederkommen.

Wir fuhren südwärts bis zu unserem Nachtplatz – ein Parkplatz nahe Stranda in der Nähe von Narvik an einem Fjord mit wunderschönem Ausblick. Dort verbrachten wir eine ruhige Nacht.

On the road
On the road
Unterwegs
Unterwegs

Am Morgen des 08. Juni ging es dann weiter. Wir fuhren durch Narvik und am Ofotfjord langs. Plötzlich in einer Kurve sprangen die Türen der Nasszelle auf. Zur Erklärung: Die Tür ist in der Mitte geteilt. Innen gibt es noch zwei Halb-Türen, von Magneten gehalten. Ausgestellt vergrößern diese Türen den Raum der Nasszelle. Leider sind diese Magneten zu schwach (schon bemängelt, wurde aber nicht behoben). Nachdem ich angehalten hatte, konnte ich mir das Malheur ansehen – der Schieberiegel für die linke Tür (innen) war gebrochen und das Push Lock Schloss der Außentür hielt nicht mehr. Na super. Hier hatten wir also zwei Türhälften, die lärmend umherschwangen. Das ging so gar nicht.

Wir kehrten um nach Narvik. Ich hatte die Hoffnung, dass ich hier einen neuen Schieberiegel bekommen würde. Im dritten Laden hatte ich Erfolg – ich kaufte gleich zwei Riegel, wer weiß, wofür das gut ist.

Zurück am Wagen schraubte ich die Reste des Plastik Schieberieglers ab und den neuen aus Metall an. Das klappte schon mal sehr gut. Dann demontierte ich das Push Lock Schloss, um zu sehen, warum es nicht mehr einhakte. Das Einzige, was ich feststellen konnte, war, dass es nicht mehr funktionierte. Also hätten wir “nur” eine Tür-Hälfte, die herumschleudert. Das ging natürlich auch nicht. Nicht lange gefackelt und den 2. Riegel an die Außentür geschraubt. Die Lösung ist nicht schön, aber sie funktioniert. Wir konnten nach ca. 1,5 Stunden wieder in südliche Richtung fahren.

Unterwegs
Unterwegs
Unterwegs
Unterwegs

Wir fuhren bis nach Storvik, wo wir auf einem niegelnagelneuen WoMo Stellplatz unser Lager aufschlugen. Auch hier gab es Duschen, Waschmaschinen und Trockner, was wir fast umgehend für die neue schmutzige Wäsche genutzt haben. An dem Abend habe ich bewusst spät noch einmal aus dem Fenster gesehen. Die Mitternachtssonne hatte uns schon länger begleitet, aber ich hatte mir bisher nicht die Zeit genommen, das Phänomen zu betrachten. Da gibt es ja auch nichts Besonderes zu sehen – abgesehen von der Uhrzeit und der Tatsache, dass die Sonne kaum untergeht, ist es optisch unspektakulär. Ich hatte vorgehabt, die Phasen Sonnenuntergang – Sonnenaufgang, die ja ohne ein Verschwinden der Sonne vollzogen werden, per Timelapse aufzuzeichnen. Aber wir hatten nie einen klaren Himmel zu dem Zeitpunkt. Oder keine Sicht auf den Horizont.

Für den Camper hatte ich für das Fahrerhaus eine Verdunkelung (mit Isolierung) genäht, und diese hat erfolgreich verhindert, dass die nächtliche Helligkeit sich auf unseren Schlaf ausgewirkt hat. Es ist allerdings eigenartig, gegen 23:00 die Verdunkelung anzubringen, wenn der Kopf wegen der Helligkeit sagt: Es ist Nachmittag. Oder früher Abend. Stattdessen ist es schon 01:00 in der Früh, wie auf diesem Bild.

Mitternachtssonne um 01:00 Uhr

Am nächsten Morgen (mittlerweile der 09.06.) ging die Fahrt weiter. Es sollte in Richtung Kystriksveg (FV17) gehen, um einen Teil der “Landschaftsroute Helgelandskysten” zu fahren, statt die E6 zu nutzen. Auf der Höhe von Bodø schwenkten wir auf die FV17 und sollten ihr bis Leira folgen. Die Route führt über Inseln an der Küste entlang, und ist landschaftlich sehr interessant.

Unterwegs an der FV17
Unterwegs an der FV17
Blick auf den Svartisen Gletscher

Auf unserer letzten Fährfahrt des Tages – zwischen Jetvik und Kilboghavn – überquerten wir wieder den Polarkreis. Diesmal in Nord-Süd Richtung. Auch hier steht an Land ein Globus, der vom Schiff aus gut zu erkennen ist.

Polarkreis
Polarkreis
Jede Kurve eröffnete neue Ausblicke

Auch von den Fähren aus – wunderbar

Wolkenspiele

Unseren Schlafplatz fanden wir an einer Bucht nahe Stokkvågen. Dort konnte ich noch länger beobachten, wie die Wolken, die um die beiden Bergspitzen förmlich klebten, mit zunehmender Dämmerung ihre Farbe veränderten.

Direkt zu Teil 3


Die GPS Daten für den 2. Teil kannst du hier herunterladen:

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