Wie fotografierst du die Sonnenfinsternis 2026?

Wie fotografierst du die Sonnenfinsternis 2026?

Am 12. August 2026 wird es gegen 19:30 wieder eine totale Sonnenfinsternis geben, die auch in Europa sichtbar ist. Der Sichtbarkeitskorridor geht von Ost-Grönland, West-Island und Spanien bis Mallorca. Für mich ist der Standort Spanien interessant. Grönland ist an der Stelle zu unwirtlich und in Island ist mir die Gefahr einer geschlossenen Wolkendecke zu hoch. Bleibt also Spanien.

Sonnenfinsternis 2026 in Europa
Sonnenfinsternis 2026 in Europa.
Screenshot mit freundlicher Genehmigung von sonnenverlauf.de

Übrigens: wenn du die weite Reise nicht unternehmen möchtest kannst du zu der Zeit in Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis beobachten (und auch fotografieren). Die Abdeckung wird je nach Standort bis zu 87% betragen, wobei der Westen die größte Abdeckung zu verzeichnen hat. Wenn du dich entschließen solltest, in die Niederlande zu fahren, wirst du mit fast 90% Finsternis belohnt werden. Je weiter südlich du die Küste betrachtest, desto größer wird die Abdeckung werden.

Was passiert eigentlich bei einer Sonnenfinsternis?

Während einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Neumond zwischen Sonne und Erde. Der Mond ist zwar um ein Vielfaches kleiner als die Sonne, aber da die Sonne so weit weg ist, wirft der Mond einen Schatten auf die Erde und versteckt die Sonne. In den Bereichen „2“ herrscht der sogenannte Halbschatten. Hier siehst du nur eine partielle Sonnenfinsternis. Im Bereich „1“ befindest du dich im Kernschatten. Nur hier siehst du die Totalität, die vollständige Sonnenfinsternis.

Sonne, Mond und Erde während der Sonnenfinsternis.
(Nicht maßstabsgetreu).

Jede Sonnenfinsternis beginnt und endet mit einer partiellen Finsternis. Das ist der Zeitraum, in dem der Mond sich langsam vor die Sonne schiebt beziehungsweise wieder von der Sonne wegdreht. Erst wenn der Mond direkt vor der Sonne steht und du dich im Kernschatten befindest, kannst du die Totalität beobachten. Bis dahin (und auch bei jeder „nur“ partiellen SoFi) musst du bei einem Blick in die Sonne deine Augen und deine Kamera durch eine geeignete Schutzbrille und Filter schützen.

Dann geht es relativ schnell. Sobald der Mond direkt vor der Sonne steht, siehst du die Korona. Du siehst das sogenannte Diamantring- und Perlschnur-Phänomen. Die Perlschnur (auch Bailysche Perlen genannt) ist eine optische Täuschung, die dadurch entsteht, dass das Sonnenlicht an den Mondkratern unterschiedlich stark vorbei leuchtet. Der Diamantring sind einzelne oder mehrere Strahlenbündel am Rand, die zusammen mit der Ringform der Korona wie ein Diamantring wirken.

Nun in der Totalität kannst du deine Schutzbrille abnehmen. Auch deine Kamera darf jetzt ohne Schutz fotografieren. Jetzt ist der geeignete Moment, um vielleicht eine Landschaftsaufnahme mit der verfinsterten Sonne zu machen. Die Totalität am 12.08.26 dauert aber je nach Standort in Spanien nur 1 bis 1:44 Minuten. Du musst jetzt also schnell sein.

Kurz danach beginnt die 2. partielle SoFi, wenn der Mond sich wieder aus der Verdunkelung hervorschiebt. Der Kernschatten wandert weiter.

Die Standortwahl

Diese Sonnenfinsternis beginnt erst spät am Tag. Am Ende der Totalität wird noch ein wenig Zeit bleiben, um den Austritt des Mondes zu beobachten.

Die Zeiten (ohne Sommerzeit) in Spanien (UTC+1), ungefähr Höhe Burgos.

Beginn der partiellen Sonnenfinsternis wird (mit Sommerzeit) ca. 19:33 sein. Um ca. 20:29 (je nach Standort) beginnt die Totalität für ca. 1:30 Minuten. Die anschließende partielle SoFi endet dann um 21:16. Um 21:20 beginnt bereits der Sonnenuntergang. Wenn du deinen Standort ungünstig gewählt hast, wirst du das ganze Spektakel vielleicht verpassen. Da die SoFi spät beginnt, steht die Sonne am Anfang nur noch etwa 18° über dem Horizont. Während des Maximums sind es nur noch 8° (eine Handbreit), und gegen Ende 0°, also schon während des Sonnenunterganges. Dein Standort sollte also gerne so liegen, dass du während des ganzen Zeitraumes freie Sicht in Richtung der Sonne hast. Wähle dir daher im Vorfeld bereits 3-4 mögliche Standorte aus, die du an den Tagen vor dem Ereignis auf ihre Tauglichkeit überprüfen solltest.

Kameraeinstellungen und Objektiv/e

Die partielle SoFi auf Rømø im März 2025 habe ich mit meinem Tamron 50-400 und der Sony A7III (Vollformat) fotografiert. Ich habe dir hier einmal einen Screenshot aus Lightroom hochgeladen. Selbst mit der 400’er Brennweite ist die Sonne nur sehr klein auf dem Sensor. Wenn du also ein größeres Tele hast, nimm mindestens ein 400’er. Und natürlich fotografierst du eine SoFi nur vom Stativ. Stelle deine Kamera auf jeden Fall auf RAW ein, so hast du später in der Nachbearbeitung mehr Spielraum.

Aus Lightroom

Das Bild ist mit ISO 160, f8 und 1/320 Sekunde entstanden. Für eine gute Schärfe solltest du gerne 1/500 Sekunde, gerne schneller, wählen.

In den partiellen Phasen vor und nach der Totalität trägst du eine Schutzbrille und dein Objektiv ebenso. Niemals (!!) darfst du mit ungeschützten Augen in die Sonne sehen. Acuh der Sensor deiner Kamrea kann durch ungefilterte Sicht auf die Sonne ernsthaften Schaden davontragen. Brille und Folien bekommst du zum Beispiel bei https://www.baader-planetarium.com. Hier würde ich aber zügig bestellen, denn die Nachfrage hat schon begonnen. Das lässt sich an Hotel-Preisen für die Zeit im Totalitäts-Korridor ebenfalls ablesen. „Angebote“ mit 3 Übernachtungen und einem Ausflug in den Korridor habe ich schon für 3.000 € und mehr gesehen.

Mit der Folie kannst du dir einen günstigen Kameraschutz bauen. Das habe ich dir hier schon einmal beschrieben. Deine Kameraeinstellungen hängen von der Lichtstärke deines Objektivs ab. Versuche aber, bei f5-f8 zu bleiben und eine schnelle Verschlusszeit von 1/500 – 1/1000 Sek. zu erreichen.

In der Totalität darfst du den Schutz der Kamera entfernen und auch deine Schutzbrille hat jetzt Pause. Es wird dunkler und kälter werden als in der partiellen Phase. Dein Augenmerk gilt jetzt der Korona und ihren Erscheinungen. An deiner Kamera änderst du die Verschlusszeit auf einen Wert zwischen 1/60 und 1/2 Sekunde oder länger. Wenn möglich kannst du die Blende etwas weiter öffnen, damit mehr Licht auf den Sensor kommt. Du kannst auch versuchen, die Landschaft mit einzufangen. Ich würde damit allerdings bis nach der Totalität warten oder auch schon gegen Ende der Phase davor erledigen. Dann ist es auch schon dunkler und du kannst diese Lichtstimmung sicher einfangen, ohne in der kurzen Totalität etwas zu verpassen. Nehme für die Landschaftsaufnahmen ein Weitwinkelobjektiv. Idealerweise hast du dafür eine zweite Kamera dabei, sodass du in der Totalität nicht Objektive umbauen musst.

Versäume auch nicht, diese Phase auf dich wirken zu lassen. Die Stille, das Dämmerungslicht. Selbst die Vögel stellen ihren Gesang ein.

Eine Belichtungsreihe während der Totalität bietet sich an. Mache etwa 5-7 Aufnahmen mit unterschiedlichen Zeiten im Bereich 1/1000 (wenn möglich) bis zu einigen Sekunden, und das, solange die Totalität dauert. Immer wieder. So hast du Details des Inneren und auch die Strahlen der Korona, die du später zusammenfügen kannst.

Ein interessanter Ansatz für passende Belichtungsreihen je nach zu fotografierendem Objekt (Protuberanzen, innere, mittlere, äußere oder extreme Korona) habe ich hier gefunden. Die Tabelle gibt einen guten Anhaltspunkt für die Belichtungszeiten in der Totalität mit den verschiedenen Blenden.

Partielle Sonnenfinsternis 29.03.25
Partielle Sonnenfinsternis 29.03.25

Zusammenfassung Kameraeinstellungen

WasBlendeVerschlusszeitISO
Partielle SonnenfinsternisAufnahmen alle 5 Minutenf5-f81/500 – 1/1000100-400
Totalität5-7 Fotos als Belichtungsreihe, immer wiederf2-f41-1000 – 2 Sekunden100-2400

Die Nachbearbeitung

Zunächst einmal wirst du alle Bilder in das Bildbearbeitungsprogramm deiner Wahl einlesen wollen. Hier kannst du auf jedem Bild zunächst grundsätzliche Entwicklungseinstellungen vornehmen. Ich starte in Lightroom, indem ich den Weißabgleich auf eine mittlere Temperatur (5200 K) stelle. Kontrast und Klarheit für die feinen Strahlenstrukturen. Wenn du Landschaft im Bild hast und erhalten möchtest, solltest du die Schatten vorsichtig aufhellen, damit der Eindruck der Dämmerung erhalten bleibt.

Wenn du während der Totalität mehrere Belichtungen aufgenommen hast, lohnt sich eine HDR-Zusammenführung. Damit kannst du die Korona in ihrer vollen Dynamik zeigen – von den hellen inneren Bögen bis zu den feinen äußeren Fäden. Das kannst du in Lightroom machen. Ich bin bei der Recherche zu diesem Artikel auf einen Beitrag von Mario Weigand gestoßen: https://www.astroshop.de/magazin/praxis/weigands-techniktipps/korona-in-voller-pracht/i,1527. Er stellt hier ein interessantes Tool zum Zusammenfügen der Belichtungsreihen vor und macht auch deutlich, dass Aufnahmen der Korona eben nur mit Belichtungsreihen wirklich schön werden können.

Die Korona hat kein festes Farbmuster, aber sie wirkt oft silbrig-bläulich mit einem Hauch von Gelb oder Rot, je nach Staub- und Luftanteil. Hier darfst du ruhig etwas spielen, die damit erzielte Stimmung zählt. Dezente Töne und der Kontrast zwischen der schwarzen Sonnenscheibe und dem schimmernden Lichtkranz wirken allerdings am besten.

Ich werde vor Ort keine Nachbearbeitung durchführen, dafür aber mehrere Datensicherungen vornehmen. Wie ich das unterwegs mache, habe ich schon einmal beschrieben.

Das fertige Bild kann eine dunkle Landschaft sein, in der die verschiedenen Phasen der SoFi daüber im Bogen oder in einer Diagonale angeordnet sind. Die Aufnahme der Korona sollte dann im Vergleich zu den anderen Aufnahmen der Sonne vergrößert und im Zentrum dargestellt werden. Auch eine Aneinanderreihung der verschiedenen Aufnahmen auf vollkommen schwarzem Hintergrund wirken schön.

Fazit

Du solltest jetzt eine gute Menge an Informationen zur Sonnenfinsternis haben und wie du sie fotografieren kannst. Ich freue mich jedenfalls auf die Reise nach Spanien und die SoFi! Schreib mir gerne einen Kommentar – hast du schon Pläne für die Sonnenfinsternis?

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