In der Zeit vom 17.09. bis 30.09.21 bin ich mit dem Camper in Norwegen gewesen. Fjord-Norwegen war das Ziel und es war wunderschön!
Eigentlich wollte ich diese Reise mit meinem eigenen Camper machen, aber leider ist der Wagen nicht fertig. Es gibt da einige Schwierigkeiten, doch darüber an anderer Stelle mehr.
Diese Reise startete also mit einem Leihcamper (ein Fiat mit 5,41 m. Länge) am 17.09.21. Es ging zunächst nach Hirtshals, wo es eine Übernachtung auf einem gruseligen Betonstellplatz gab.
Am Morgen des 18. ging es dann zur Fähre und nach flotten 2 1/4 Stunden mit dem Fjordline Katamaran rollte der Wagen von der Rampe und wir waren in Kristiansand, Norwegen! Wir, das bin ich mit meiner Tochter.
Am Ende des Artikels findest du die GPS Daten zum Download, wenn du die Route z.B. auf Google Earth verfolgen willst. Was ich unternommen habe, um bei Maut und Fähre eine Ermäßigung zu bekommen, kannst du am Schluss des 2. Teils nachlesen.
18.09.21 Kristiansand, Byglandsfjord, Dalen
Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, sollte es nordwärts gehen, und unser erstes Ziel sollte das Ravnejuv sein, eine tiefe Schlucht mit einer spektakulären Aussicht. Wir fuhren also die 9 am Byglandsfjord entlang, und bekamen erste Eindrücke von dieser fantastischen Landschaft. Die Gegend um das Setesdal hat sich als Augenschmeichler erwiesen, da wollen wir noch einmal hin!
Das Ravnejuv konnten wir an dem Tag nicht mehr erreichen, sondern suchten uns einen Nachtplatz in der Nähe. Unterwegs konnten wir uns an der Landschaft fast nicht sattsehen. Schade nur, dass es so trübe und diesig war.
19.09.21 Ravnejuv, eine Seeschlange und eine Stabkirche
Nach einer guten Nachtruhe sind wir früh aufgestanden und haben uns auf den Weg zum Ravnejuv gemacht. Das Ravnejuv ist schon seit den 1850’ern eine Touristenattraktion. Der Aufwind an der Kante zur Schlucht ist derart, dass schon früher die Leute einen Geldschein in die Schlucht „warfen“, er aber durch den Aufwind fast sofort wieder da war. Das wollten wir auch machen!
Die Anfahrt hat mich wieder einmal gelehrt, dass in Norwegen die Wege manchmal anders sind. Die ausgeschilderte Route führte über den Ravnejuvvegen. Dieser Weg ist einspurig, schmal, hat tiefe, Längslaufende Auswaschungen und ist mit Rollsplitt abgestreut. Und natürlich schlängelt er sich über Serpentinen und mit gewaltigen Steigungen nach oben. Ein kleiner Alptraum von ca. 10 km Länge. Einen kleinen Abschnitt der Strecke kannst dir hier ansehen.
Endlich angekommen gingen wir zum Aussichtspunkt. Und was sahen wir – so gut wie nichts. Die tief hängenden Wolken verhinderten die Sicht in das Tal. Schade. Aber trotz der anspruchsvollen Anfahrt will ich da noch einmal hin, um dann doch den Ausblick zu genießen.
Überhaupt Anfahrt – die weiteren ca. 12 km bis zur E134 waren genauso lustig.
Unsere Mittagspause haben wir dann in Gesellschaft einer Seeschlange genossen. Am Rastplatz Stodi (an der 36) am Seljordsvatn wurde eine Legende in den Parkplatz eingelassen. Man erzählt, dass ein Fischer im Seljordsvatn eine riiiiesige Seeschlange gesehen hat. Und genau die haben wir jetzt auch gesehen.
Dann ging es weiter über die 36 bis nach Heddal. Dort haben wir uns die Stabkirche angesehen. Stabkirchen gab/gibt es nur in Skandinavien. Sie heißen so, weil ihr Grundgerüst aus senkrecht stehenden Hölzern (Stäbe) gebaut wurde. Mehr über Stabkirchen kannst du bei Wikipedia nachlesen.
Danach ging es weiter über die E134 und die 40 nach Flesberg, wo wir an einem Freizeitpark einen guten Stellplatz für die Nacht fanden.
20.09.21 Ein Wasserfall und eine historische Route
Nach dem Frühstück ging es weiter in Richtung Hemsedal. Das Gebiet Hemsedal ist eine nasse Angelegenheit – Wasserfälle, Flüsse und Bachläufe wohin man sieht. Hier wollten wir unseren ersten Wasserfall in Norwegen besuchen. Angekommen am Parkplatz dauerte es etwa 10 Minuten, bis wir am Wasserfall angekommen waren. Der Weg ist wieder mal typisch für Norwegen: über Baumwurzeln, Felsen, Brücken und festgestampfte Flächen bewegt man sich zum Ziel. Obwohl jetzt im September weniger Wasser fließt, ist er wunderschön.
Typisch für Skandinavien ist auch, dass die Absicherung zur Schlucht nur aus einem mickrigen Holzzaun besteht. In Skandinavien geht man davon aus, dass die Menschen wissen, was sie tun und auch, dass es dumm ist, einer Schlucht zu nahezukommen. Nur für uns Touristen sind diese Absperrungen da. In Deutschland wäre hier sicher ein massiver Herunterfall-Schutz gebaut worden und der Weg zum Wasserfall vollkommen eben gestaltet worden.
Im Anschluss haben wir uns die nächste Stabkirche angesehen: die Stabkirche von Borgund. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite gibt es ein Museum / Infocenter. Dort kaufst du für 100 NOK / Person eine Eintrittskarte. Ohne diese kannst du die Stabkirche nur von Außen sehen. Im Ticket ist das Infocenter und ein Guide in der Stabkirche enthalten. Wir hatten Glück – wir waren die einzigen Besucher, sodass wir den Guide für uns ganz allein hatten, und ziemlich viel über diese und allgemein über Stabkirchen erfahren haben.
21.09.21 Fjell, Tunnel und Fähre
Nach dem Frühstück sind wir dann losgefahren – zum Aurlandsfjell. Ein Fjell ist eine Fläche oberhalb der Nadelwaldgrenze. Eigentlich bedeutet das Wort Fjell nur „Gebirge“. Es sollte also hoch hinausgehen! Die auch Schneestrasse genannte Strecke (weil sie wegen Schnee im Winter lange geschlossen ist) gehört zu den „Nasjonale Turistveger“ Norwegens. Diese Straßen bieten immer landschaftliche Besonderheiten. Wenn du deine eigene Norwegen Reise planst, versuche immer, die Touristenstraßen mit einzuplanen.
Und es war hoch. Es war steil. Es war eng. Es gab Serpentinen, Haarnadelkurven und gruselig tiefe Abhänge. Es war wunderschön!
Einen Eindruck von der ca. 47 km langen Strecke kannst du in diesem Video bekommen.
Wenn das Fjell überquert ist, und es schon wieder bergab geht, kommt der Aussichtspunkt „Stegastein“. Der Stegastein ist eine Plattform, die über den Abhang hinwegragt und einen unglaublichen Ausblick über den Aurlandsfjord ermöglicht. Auch für uns, obwohl es leider immer noch trüb und diesig war. Die Norweger können Aussichtsplattformen!
Nach diesem atemberaubenden Ausblick sind wir den Berg weiter runtergefahren. Es gab jetzt etwas mehr Verkehr, vor allem auf Höhe der Ortschaft Aurlandsvangen. Gegenverkehr bedeutet dann, dass einer rückwärts fahren muss. So hatten wir auch zweimal die Situation, dass ich rückwärts in die nächste Ausweichstelle fahren musste, und das hinter mir stehende Fahrzeug ebenfalls. Erst dann ging es weiter.
Unsere Route führte uns dann wieder in Richtung Lærdal. Aber diesmal wollte ich durch den Tunnel. Der Lærdalstunnel unterquert das Aurlandsfjell und ist mit 24,51 km der längste Straßentunnel der Welt. Um das Fahren nicht zu eintönig werden zu lassen, haben die Erbauer zwei Abschnitte eingerichtet, in denen sich der Tunnel fast wie eine Halle öffnet. Diese Abschnitte sind blau-gelb beleuchtet. Schön.
Nach dem Tunnel ging es ein Stückchen über Land weiter, dann nahmen wir unsere erste Fähre, fuhren längs des Lustrafjordes bis nach Skjolden, wo wir einen Stellplatz für die Nacht direkt am Fjord ergattern konnten. Mit so einer Aussicht …
22.09.21 Noch ein Fjell, ein reißender Fluss, noch eine Stabkirche und mehr Serpentinen
Die weitere Route sollte uns über das Sognefjell in Richtung Lom führen. Doch erst wollten wir ein paar Bilder vom Lustrafjord und dem Eidsvatnet machen. Der Lustrafjord ist übrigens ein Seitenarm des berühmten Sognefjord und gilt auch als das Ende des Sognefjord.
Die rote Skulptur „Jonsok“ ist von der Künstlerin Kati Casida und soll die starken Bande, die Generationen norwegischer Amerika-Auswanderer mit ihren Wurzeln und Familien in Norwegen verbindet, symbolisieren. Die Flammen stehen für Energie und die Suche nach dem Unbekannten.
Und dann ging es auf die Straße 55 hinauf in das Sognefjell ! Das Sognefjell erreicht eine Höhe von bis zu 1.434 m ü.d.M., und ist der höchste Gebirgspass Nordeuropas. Die Strecke geht von Gaupne bis Lom und ist 108 km lang.
Wieder Steigungen, Serpentinen, Ausblicke. Weil das Wetter sich etwas verbessert hatte, konnten wir richtig weit sehen. Die Steinskulptur von Knut Wold am Rastplatz Mefjellet lädt zum Fotografieren ein 🙂
In Lom haben wir dann einen kurzen Halt gemacht, um die dortige Stabkirche zu besuchen. Leider war sie geschlossen, sodass es bei einer Umrundung der Kirche blieb. Aber auch diese Stabkirche ist wunderschön. Von der Vorderseite ist sie zurzeit sehr hell, aber hinten ist sie ganz schwarz. Scheinbar ist vorne die Wetterseite und die Teerschicht ist dort schneller runter.
Danach ging es für uns über die Straße 15 weiter in Richtung Billingen. Dort hielten wir kurz für ein paar Fotos des Flusses.
Und dann fuhren wir weiter, der angedachte Übernachtungsplatz war ein Flop, der CP ebenso. Also wieder auf die Straße, obwohl ich eigentlich schon bedient war. Weil das nächste Ziel Geiranger hieß, und es „nur noch“ rund eine Stunde Fahrt sein sollte, fuhren wir weiter in Richtung Geiranger. Wie so oft war auch diese Fahrt – zumindest auf dem letzten Ende – anspruchsvoll. Serpentinen (wer hätte das gedacht) und Gefälle bis 10%, gewürzt mit Dauerregen… Eine Zusammenfassung der Anfahrt findest du hier. Im Video findest du bei ca. 6:15 Reste der alten Straße, die war ein Stückchen steiler. Auf Google Maps kannst du diese Stelle auch sehen.
In Geiranger kamen wir spät an, es war schon nach 17:00. Die Rezeption am CP hatte geschlossen, es hing dort der übliche Hinweis, dass man sich einfach einen Platz suchen sollte und gegen 18:00 dann in die Rezeption kommen sollte. Ok, gelesen, getan. Wir bekamen einen Stellplatz direkt am Geirangerfjord. Es lag noch ein Kreuzfahrer im Fjord (Mein Schiff 1), aber laut Plan sollte das Schiff im Laufe der Nacht den Fjord verlassen.
Das Wetter blieb bescheiden, am Geirangerfjord war es kalt, nass und neblig. So konnten wir dort am Abend keine guten Bilder machen. Stattdessen haben wir dann die Waschmaschine und die Duschen benutzt, und konnten uns dann frisch mit dem Abendessen beschäftigen. Wie jeden Abend endete der Tag mit einer Runde Kartenspiel.
23.09.21 Weltnaturerbe, türkises Wasser und Nebelberge
Eigentlich. Eigentlich wollte ich den Trollstiegen fahren. Und auch hoch nach Dalsnibba, die Aussicht genießen. Und natürlich (weil auf dem Weg zum Trollstigen), den Aussichtspunkt Ørnesvingen besuchen. Aber das Wetter war absolut nicht danach. Es hatte die ganze Nacht geregnet. Die Temperaturen lagen am Fjord morgens bei ca. 8°. Dalsnibba hätte damit vielleicht nur 1-3° gehabt. Und der Weg zum Trollstiegen sollte auch wieder in die Höhe führen. Das war mir zu riskant. Auf schmalen Straßen mit starkem Gefälle wollte ich ganz bestimmt nicht bei Glatteisgefahr zum Spaß herumfahren. Und über Nacht waren die Berggipfel weiß geworden – dort hatte es geschneit. Nein, so sauer mir das aufstieß, diese Touren werden erst nächstes Mal gefahren, wenn wir etwas früher im Jahr in Norwegen sind.
Selbst den „gamle Strynefjellsvegen“ konnten wir nicht fahren, weil er schon für den Winter gesperrt war.
Also sattelten wir auf, um uns südwärts zu bewegen. Aber am Flydalsjuvet (Aussichtspunkt) haben wir trotzdem angehalten (lag ja auf dem Weg). Und da die „Mein Schiff 1“ über Nacht abgelegt hatte, hatten wir den seltenen Anblick des Geirangerfjordes ohne Kreuzfahrer.
Der weitere Weg führte uns nach der Straße 63 wieder auf die 15, der wir längs des Oppstrynsvatnet bis nach Stryn folgten. Die Landschaft hier ist wunderschön, das Wetter hatte sich auch etwas gebessert.
Wir folgten dann der FV60 bis nach Loen und weiter bis zum Lovatnet. So schön, dieses türkise Wasser!
Wir fuhren noch ein Stück weiter in Richtung des Kjenndalsbreen Gletscher. Das letzte Stückchen des Weges ist privat und der Eigentümer verlangt Maut für die Passage. Aber der Weg war so schlecht, dass wir dann doch lieber umgekehrt sind. Aber die Ausblicke … Einen Abstecher machten wir dann noch nach Breng Seter. Breng Seter liegt direkt am Lovatnet und war einst eine Farm. Heute werden die Gebäude mit öffentlichen Mitteln gepflegt und erhalten.
Dann bezogen wir einen Platz am CP Pluscamp Sande Camping direkt am Lovatnet. Und ich ließ es mir bei freier Platzwahl nicht nehmen, den Wagen auf der kleinen Landzunge zu parken 🙂 So hatten wir eine schöne Aussicht auf den Lovatnet.
Dies ist das Ende vom ersten Teil der Fjord-Norwegen Reise. Am nächsten Sonntag kannst du lesen, wie es weiterging.
Die GPS Daten für den 1. Teil kannst du hier herunterladen:
Ein Teil der Bilder dieser Reise sind in den Wandkalender 2022 aufgenommen. Den Kalender kannst du in meinem Shop bestellen.
Dein Reisebericht macht Lust auf eine Tour nach Norwegen. In der Gegend war ich schon mal, aber nicht mit dem Camper. Inzwischen besitzen wir einen ähnlichen Camper und Dein Bericht könnte der Auslöser werden, mal eine Tour nach Norwegen zu planen.
Danke.
Jörn
Gerne 🙂 Wir werden im Juni auch nochmal mit dem Camper nach Norwegen. Über Schweden zum Nordkap rasen und dann durch N zurück trödeln…
Ein eindrucksvoller Bericht liebe Anja. Da ich eure Reise ja über Polarsteps verfolgt habe, weiss ich ja, was noch Spannendes kommt und freu mich schon auf den zweiten Teil.