Architekturfoto ohne Weitwinkel? 3 Wege zum Bild.

Architekturfoto ohne Weitwinkel? 3 Wege zum Bild.

Wie macht man ein Architekturfoto ohne Weitwinkel?
Da gehst du durch die Stadt, hast dein Immerdrauf Objektiv dabei – und dann steht sie da, diese wunderbare Hausfassade. Du möchtest ein Foto machen, das die Fassade als Ganzes zeigt. Und dein Weitwinkel Objektiv liegt zu Hause. Was du jetzt tun kannst, um trotzdem dein Architekturfoto zu machen, und zwar ohne ein Weitwinkel Objektiv, erkläre ich dir hier.

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Möglichkeit 1

Du holst dein Weitwinkel Objektiv und machst dein Bild – wie gedacht – damit. Geht nicht? Siehe Möglichkeit 2.

Möglichkeit 2

Du entfernst dich vom Gebäude so weit, dass du die Fassade bildfüllend auf den Sensor bannen kannst. Geht auch nicht? Weiter zu

Möglichkeit 3

Du machst viele Bilder von Teilen der Fassade und setzt sie später am Computer zu einem Bild zusammen, so gelingt dein Architektur Bild auch ohne Weitwinkel Objektiv!

Dazu teilst du in Gedanken die Fassade in Reihen und Spalten auf. Meistens wird bei Gebäuden mit 3-4 Reihen und 4-5 Spalten (breites Gebäude) oder 4-5 Reihen und 3-4 Spalten (hohes Gebäude) gearbeitet.

Jede dieser dadurch entstanden Zellen füllst du mit einem Foto des entsprechenden Teils der Fassade. Dabei musst du darauf achten, ca. 1/3 Zugabe sowohl zur senkrechten als auch der horizontalen Zellgrenze zu machen. So entstehen Überlappungen, die es der EBV (ElektronischeBildVerarbeitung) ermöglicht, gleiche Bildränder übereinander zu legen. Viele Stativköpfe haben genau dafür eine Grad-Zahl-Skala eingebaut. Hier würde man so ca. 15° weiterdrehen. Denke auch daran, um dein (gesamtes) Bild herum genügend Freiraum / Umgebung mitzufotografieren, damit du durch eventuell notwendige Entzerrungen nicht noch relevante Bildteile während der Zusammensetzung verlierst, oder aber die schöne Fassade – so ohne Kontext – sehr langweilig aussieht.

An deiner Kamera sollte alles manuell eingestellt sein – Zeit, Fokuspunkt, Weißabgleich. Du hast sonst Einzelbilder, die wunderbar aussehen, aber leider nach dem Zusammensetzen farblich oder von der Helligkeit her, auseinanderfallen. Und das sieht nicht gut aus.

Die Bilder sollten im Idealfall vom Stativ gemacht werden, aber mit ein wenig Übung gelingt es auch frei Hand.

Die Überlappungen sind grün (horizontal) und blau (senkrecht) angedeutet

 

Zusammensetzen in Lightroom

In deiner EBV fügst du dann die Aufnahmen zusammen. Ich zeige dir das hier in Adobe Lightroom, weil es hier inzwischen tatsächlich ziemlich einfach geworden ist, ein Panorama aus Einzelaufnahmen zu machen. (Wenn du kein Lightroom hast, gibt es einige kostenfreie Alternativen, um die Einzelbilder zusammenzusetzen, dazu später mehr.)

Diesen Prozess nennt man meistens “Stitchen”. (aus dem Englischen stitching = zusammenheften).

2016 war ich in Rom und wollte natürlich unbedingt das Colosseum ablichten. Leider ist der Platz dort begrenzt, selbst mit meinem 12 mm Objektiv an einer APS-C Kamera konnte ich das Bild nicht mit einer singulären Aufnahme machen. Ich musste also stitchen. Dazu habe ich die Kamera senkrecht gehalten (die Höhe passte in der Senkrechten) und habe die Kamera dann für jedes Bild um ca. 2/3 Bildausschnitt weiter gedreht. Heute weiß ich nicht mehr, ob ich ein Stativ dabei hatte, aber ich denke schon, es sieht sehr eben aus.

Diese sechs Bilder sollen zusammengefügt werden

Nach dem Einlesen in Lightroom werden im ersten Schritt die Bilder markiert. Auf die Markierung wird dann mit der rechten Maustaste geklickt.

Auswahl: Zusammenfügen von Fotos – Panorama

Wähle ich die Zylindrische Form, sieht mein Colosseum etwas gepresst aus …

 

Zylindrisch

In der Kugelform ist es schon etwas besser. Aber das kann je nach Objektiv oder Abstand und Anzahl der Reihen anders sein!

Die Kugelform

Ich entscheide mich für die Kugelförmige Zusammensetzung, Lightroom verarbeitet erst jetzt alle Bilder, also gibt es eine kleine Wartezeit.

Ausgangsbild für die weitere Bearbeitung

Das Ergebnis kann jetzt weiter bearbeitet werden. Auf jeden Fall sollten die senkrechten Linien noch angepasst werden. Das geht in Lightroom mit dem Upright Tool und zwei Hilfslinien ganz fix.

Und GERADE sind die Kanten

Jetzt noch zuschneiden und im Anschluß weiter bearbeiten, wenn gewünscht – und fertig ist dein Architekturfoto ohne Weitwinkel!

Man benötigt natürlich nicht unbedingt Adobe Lightroom, es gibt auch Shareware oder Freeware, die im privaten Bereich durchaus kostenlos verwendet werden darf. Hier sind einige Vorschläge. Da ich mit Lightroom gut versorgt bin, nutze ich außer Hugin für Spezialfälle keines der Programme und kann daher auch keine Empfehlung aussprechen.

Das geschilderte Verfahren lässt sich selbstverständlich auf alle anderen Motive und Situationen ebenfalls anwenden. Ganz häufig wird es in der Landschaftsfotografie angewandt, wenn die Brennweite für eine einzelne Aufnahme eines Panoramas zu lang ist. Es gibt auch ganz viel fancy Zubehör, um solche Panoramen ohne Verzerrung zu fotografieren. Wenn du genau hinsiehst, dann hat mein Colosseum eine konvexe Krümmung, eine Beule in der Bildmitte.

Das ist allerdings normal, da die Kamera ja zu den Seiten einen längeren Abstand hat, als zur Mitte des Gebäudes. Der Effekt taucht bei breitflächigen Landschaftspanoramen noch deutlicher auf. Auch in der Höhe macht sich der Effekt bemerkbar, denn die Kamera stand ja am Boden. (Bei Hochhäusern kommt noch ein anderes Phänomen dazu – die stürzenden Linien. Tilt-Shift Objektive helfen dann.)

Um genau das zu vermeiden arbeitet man dann mit einem Nodalpunkt-Adapter. Dieser Nodalpunkt-Adapter verhindert diese Verschiebung des Bildzentrums (und noch einiges mehr). Ab hier wird auch nur mit Stativ, und zwar mit der Wasserwaage ausgerichtet, gearbeitet.

(Einzige Alternative ist es, die Kamera an dem Gebäude entlang zu führen, z.B. mittels Schienen, und immer wieder ein Foto entsprechend der o.g. Rasterung zu schießen. Das ist sehr aufwändig).

Der günstigste Nodalpunkt-Adapter, den ich auf die Schnelle bei Amazon finde, ist dieser hier von Mantona (Affiliate Link!).

Ich besitze einen ähnlichen, muss aber ehrlich sagen, dass er fast nie zum Einsatz kommt. Ich hatte ihn für 360° Fotos angeschafft. Die mache ich inzwischen aber mit einer 360° Kamera.

Ich hoffe, dass dir dieser Artikel etwas zu Panoramen und dem Stitchen erklären konnte und wünsche dir viel Spaß beim herumprobieren!

Wenn dir der Artikel gefallen hat, lass mir gerne einen Kommentar da!

 

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